Gottfried Keller verwendete den iambischen Siebenheber einmal für ein Ghasel:
Den Dichter seht, der immerdar erzählt von Lerchensang,
Wie er nun bald ein Dutzend schon gebratner Lerchen schlang!
Bei Sonnenaufgang, als der Tag in Blau und Gold erglüht,
Da war es, dass sein Morgenlied vom Lob der Lerchen klang;
Und nun bei Sonnenuntergang mit seinem Gabelspieß
Er sehnend in die Liederbrust gebratner Lerchen drang!
Das heiß‘ ich die Natur verstehn, allseitig tief und kühn,
Wenn also auf und nieder sich sein Tag mit Lerchen schwang!
Der Überreim (das, was vor dem eigentlichen Reim in jedem Reimvers wiederholt wird) „Lerchen“ lässt aufhorchen und gleich zu Beginn vermuten, dass das Gedicht nicht ganz ernst klingen wird, und auch nicht sehr lang sein kann; und so kommt es auch, obwohl die Schluss-Erkenntnis gar nicht so unernst ist …
Der Siebenheber ist dabei eine starke Grundlage und wird in seinen Eigenarten unbeirrt umgesetzt; nur im zweiten Vers ist die Zäsur hinter der vierten Hebung nicht recht vernehmbar! Die Reimsilbe „-gang“, die erst als Senkungssilbe, dann als Hebungssilbe vernehmbar wird, ist ein nettes Extra im Versinnern.