„Wechselrede im Blankvers“ führte der letzte Eintrag vor; „Wechselrede im Distichon“ ist es diesmal.
Reinhold Forsters Grab
Der Wanderer
Grab, wen beherbergst du?
Das Grab
Den gewaltigen Reisegefährten
Cooks, den ein Unglücksgestirn einst nach Owhyhee geführt.
Der Wanderer
Herrlicher! Du, dem zu eng vier geräumige Weltteile schienen,
Bergen vier Bretter dich nun ewig in finsterer Gruft?
Das Grab
Klage nicht! Sieh, es beschifft nur des stillen Ozeans Straße,
Ruhiger Heimat zusteuernd, der Dulder aufs neu:
Dieses Haus hier verschließt sein lästiges Reisegeräte.
Wanderer, wünsche dem Greis eine geruhige Fahrt!
So Johannes Daniel Falk. Redende Gräber finden sich in Gedichten dieser Art häufiger; spannend aber die Aufteilung des ersten Hexameters, und der Pentameter
Ruhiger / Heimat / zu– || steuernd, der / Dulder aufs / neu:
ist bemerkenswert, weil der den Einschnitt in der Mitte des Verses, das Zusammenstoßen zweier schwerer Silben, mit einem dreisilbigen Wort „überdeckt“! Das ist eigentlich nicht vorgesehen – Conrad Beyer sagt in seiner „Deutschen Poetik“, das sei eine Stelle im Vers,
wo auch im Lesen eine Pause zu machen ist, so dass diese als Incision erscheint. Es ist ein Fehler, dass August Wilhelm Schlegel diese Incision durch ein umklammerndes Wort überbrückt hat, vergleiche sein „Rom“: „Priamus auch und des schwert- || schwingenden Priamus‘ Volk.“
Nun ja. Die Dichter haben trotzdem gemacht, was sie wollten, und wenn derartige „Umklammerungen“ auch nicht häufig sind – man findet sie, und gar nicht sooo selten! (Die Art, wie sie Schlegel handhabt, gefällt mir dabei besser als die Falks.)