Erzählverse: Der trochäische Vierheber (61)

Johann Friederich von Cronegks „An den Amor“ ist die gewöhnliche, tändelnde Anakreontik:

 

Oft besungner Gott der Liebe,
Gott, den Dichter zärtlich ehren,
Den ich sonst vergnügt erhoben,
Jetzo lass mich mit dir zanken!
Ist denn dies der Lohn der Lieder,
Die ich dir so oft geweihet?
Ist denn dies der Lohn der Liebe,
Die ich Chloen zugeschworen?
Sonsten war ich frei und fröhlich:
Das Geschwätze müß’ger Toren,
Und die Predigten Tartüffens,
Und der finst’ren Weisen Schlüsse,
Und der ganze Schwarm der Sorgen
Konnten mich nicht traurig machen.
Und du Vater aller Freuden,
Und du, Amor, machst mich traurig!

 

– Einige Verse mehr aus einem längeren Text, weil es die einfach braucht, um in diesen Strom von Nichtigkeiten einzuschwingen, der aber trotzdem durchdacht ist und Form und Wirkung hat! Was mich erheitert hat beim Lesen, war aber schon ganz vorne das „Jetzo lass mich mit dir zanken!“ Den Vers werde ich so schnell nicht wieder los …

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