Winfried Menninghaus: Hälfte des Lebens. Versuch über Hölderlins Poetik.
Ein mit knapp 140 Seiten recht schmaler Band, erschienen 2005 bei Suhrkamp, in dessen Zentrum sein Verfasser eines von Friedrich Hölderlins berühmtesten Gedichten gestellt hat, eben: „Hälfte des Lebens“. Menninghaus nähert sich ihm allerdings von einer ungewonten Seite, wie auf Seite 10 zu erfahren ist:
Da Hölderlins dichterische Leistung sehr viel mehr an Rhythmus und Ton seiner Sprache hängt als an ihren pragmatischen und philosophischen Gehalten, bedeutet die heute zur Norm gewordene Vermeidung metrisch-rhythmischer Analysen letztlich eine Verneinung ihres Gegenstands. Aus dieser Grundannahme schöpft die vorliegende Studie den Mut, zuallererst ein Buch zu Geschichte und Signifikanz eines einzigen metrischen Kolons zu sein: des traditionell Sappho zugeschriebenen fünfsilbigen „Adoneus“, der vom Titel „Hälfte des Lebens“ bis zum Schlussvers „Klirren die Fahnen“ das gesamte untersuchte Gedicht prägt. Die in der Arbeit am metrischen Detail gewonnenen Befunde münden in das Projekt einer „allegorischen Metrik“.
Neben dem, was das Buch „zuallererst“ ist, ist es aber durchaus noch einiges mehr; und da es zudem klar geschrieben ist, kann jeder an Hölderlin, Pindar, Sappho, dem Adoneus oder der Dichtung allgemein Interessierte auf angenehme und anregende Weise manches Wissens- und Bedenkenswerte darin finden.