Blankverse werden eher selten für kurze oder gar epigrammatische Gedichte genutzt; aber leisten können sie auch das. Ein Beispiel liefert Paul Wertheimer mit „Seelen“:
Du weißt, wir bleiben einsam: du und ich,
Wie Stämme, tief in Gold und Blau getaucht,
Mit freien Kronen, die der Seewind küsst …
So nah, doch ganz gesondert, ewig zwei.
Und zwischen beiden webt ein feines Licht
Und Silberduft, der in den Zweigen spielt,
Und dunkel rauscht die Sehnsucht her und hin …
Vielleicht ein „großes Wort“ zu viel, und vielleicht auch nicht und das Bild fängt sie alle auf; in jedem Fall aber durch die ausschließlich männlichen Versschlüsse und die ruhige Versbewegung ein Gedicht, dass trotz des gereihten Blankverses den Eindruck von Geschlossenheit vermittelt; das sich rundet?!