Der Waldmärchengeist

Um noch einmal auf das „dunkle Rauschen der Sehnsucht“ zurückzukommen, mit dem das im gestrigen Eintrag vorgestellte Gedicht schloss: „Dunkel“ ist ein „Rauschen“ häufiger. Man kann diesen Eindruck im Bedarfsfall auch steigern, wie es zum Beispiel in Peter Hilles „Waldesstimme“ geschieht – wieder im Schlussvers:

 

Wie deine grüngoldnen Augen funkeln,
Wald, du moosiger Träumer!
Wie deine Gedanken dunkeln,
Saftseufzender Tagesversäumer!
Über der Wipfel Hin- und Wiederschweben
Wie’s Atem holt und stärker wird und näher braust
Und weiter wächst und stiller wird und saust.
– Über der Wipfel Hin- und Wiederschweben
Hoch oben steht ein ernster Ton,
Dem lauschen tausend Jahre schon
Und werden tausend Jahre lauschen.
Und immer dieses starke, donnerdunkle Rauschen.

 

Verse von eigener Art. Karl Henckell hat über Peter Hille  einmal geschrieben, er sei „im Grunde seines Wesens ein tiefer Waldmärchengeist und ins Moderne verschlagener Merlin, ein unendlich feinspüriger, dichter-, kinder- und vogelsprachekundiger Mensch, der das an die Dinge ganz nah heranzitternde Wort, leider oft bis zur verschwimmenden Unklarheit, über alles liebte und eher Hunger und Frost litt als seiner Seele besonderen Ausdruck plattschlug.“

Auch das ein eigener Ton … Weit von der Wahrheit muss das so Gesagte aber nicht liegen, seine Glaubwürdigkeit belegt ein Ausdruck wie „saftseufzender Tagesversäumer“. Und, selbstverständlich: ein Beiwort wie „donnerdunkel“, das eigenartigerweise neben einem halben Leerwort wie „stark“ steht.

 

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