Erzählformen: Das Distichon (81)

Hier gibt es viele Zettel, viele herausgeschriebene Verse und Verspaare; manchmal ist gar nicht mehr klar, aus welchem Grund … Im folgenden Fall aber doch:

 

Klage geziemt nicht dem Starken; im Kampf mit dem eisernen Schicksal
Siegt nur die rüstige Tat; Worte sind Beute des Sturms.

 

So und so und so – wenn reines, unverfälschtes Behaupten überhaupt Aussicht auf Erfolg hat; dann vielleicht auf die karge, trockene, unmittelbare Art, die Friedrich von Matthisson in seinem Distichon vorführt?!

Die metrische Form:

Klage ge- / ziemt nicht dem / Starken; || im / Kampf mit dem / eisernen / Schicksal
Siegt nur die / rüstige / Tat; || Worte sind / Beute des / Sturms.

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Die harten Behauptungen, die durch schroffe Pausen abgesetzt werden, verwirklichen sich über dem „schnellen“ Grundmetrum des Distichons, was meint: Kein einziger dreisilbiger Fuß ist durch einen zweisilbigen ersetzt worden! Matthisson konnte aber selbstverständlich auch anders:

 

Nichts auf der Erde kann feiner, ätherischer, lieblicher duften,
Blüte des Weinstocks, als du, die noch kein Dichter besang.

 

– Ein einziger, wohlgeformter, durch das gesamte Distichon schwingender Satz.

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