Erzählverse: Der iambische Trimeter (25)

Der Trimeter ist, seinem Wesen nach, ein eher getragener und würdevoller Vers. Das heißt aber nicht, es ließe sich mit ihm kein Unsinn treiben! Robert Prutz etwa lässt in seiner dramatischen Satire „Die politische Wochenstube“ einen gewissen Kilian sagen:

 

Schon aber mir im Herzen etwas reget sich
Und brodelt und kocht, wie Butter in der Pfanne tut,
Und durch die Glieder, leise krappelnd, rieselt es,
Nun hier, nun dort: und meinen Magen wärmt es mir.

 

Und das, keine Frage, klingt nicht sehr ernsthaft. Schon zwei Verse später wird es allerdings noch unernsthafter, als Kilian den Gegenstand „Magen“ noch weiter ausführt:

 

Wohl alles entstammt des Magens finsterm Grund: doch nicht
Das Böse bloß: auch jedes Gute stammt daher
Und jede Tugend, jede schöne Leidenschaft;
Ja selbst die große Götter- und Menschenkönigin,
Die Liebe selbst ist unsers Magens Tochter nur!
Darum auf Griechisch Appetite heißt sie auch.

 

Aha. An vielen Stellen teilt Prutz Stück‘ aber auch scharf und heftig aus gegen alles, was in Staat und Literatur schief lief nach Meinung des Verfassers; und das brachte diesem promt eine Klage wegen Mäjestätsbeleidigung ein. Viele der damaligen Ereignisse sind heute nicht nur nicht mehr wichtig, sondern sogar gar nicht mehr verständlich; aber eine solche Klagen, die soll es heute ja auch noch zu bestaunen geben …

Schaut man auf den Versbau, fallen die vergleichsweise zahlreichen doppelt besetzten Senkungen auf!

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