Tritten des Wandrers über den Schnee sei ähnlich mein Leben,
Es bezeichne die Spur, aber beflecke sie nicht.
Im Winter 1805 waren bei Karl Ludwig von Knebel Freunde zu Gast und ins Gespräch vertieft; draußen schneite es unbemerkt. Als Johann Wolfgang Goethe hinaussah und die durch den Schnee völlig veränderte Umgebung bemerkte, schlug er vor, jeder der Anwesenden solle ein Gedicht darauf machen, und Knebel schrieb obiges Distichon, von dem Goethe so begeistert gewesen sein soll, dass er ausrief: „Knebel, für dieses Distichon gäbe ich einen Band meiner Werke!“
Die metrische Form:
Tritten des / Wandrers / über den / Schnee || sei / ähnlich mein / Leben,
Es be- / zeichne die / Spur, || aber be- / flecke sie / nicht.
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„Es be-“ ist eine sehr schwache zweisilbige Einheit, vor allem das „es“ hat eigentlich zu wenig Gewicht, um auf der Hebungsstelle stehen zu können. Zur Not geht dergleichen; besser, man kommt ohne aus! (Dass Goethe da keine Bedenken hatte, wundert nicht: Ihm sind selbst seine „zu leichten ersten Einheiten“ in Hexa- und Pentameter vorgeworfen worden. Oft!)