Walter Jost: Probleme und Theorien der deutschen und englischen Verslehre. Mit einem Sonderteil über die Form des alemannischen Mundarthexameters bei Johann Peter Hebel und den Schweizern.
Ein sperriger Titel, der eine eher trockene Abhandlung erwarten lässt; und tatsächlich lassen sich Josts Ausführungen selten „einfach so weglesen“. Lohnenswert sind sie aber trotzdem! Ein knappes Beispiel aus dem Hexameter-Kapitel, betreffend das „Gleichmaß von zwei- und dreisilbigem Takt“:
„Die Forderung nach kräftiger Hebung im Zweisilber. Der Hexameter mit seinen Takten von zweierlei Silbenzahl bedarf in besonderem Maße der Rücksicht auf das Gebot annährender Gleichheit der Taktdauer. Dazu bekennen sich auch Metriker, die nur bedingt taktgläubig sind, so mit Entschiedenheit Minor, so ohne wesentliche Einschränkung de facto auch der dem Taktprinzip abgeneigte Saran.
Heusler, der vom Dreivierteltakt des deutschen Hexameters ausgeht, will die Ebenbürtigkeit des Zweisilblers gegenüber dem Dreisilbler so erreichen: ‚Der zweisilbige Hexametertakt‘, schreibt er, ‚verlangt eine gewichtigere Iktussilbe als die zweisilbigen Takte der meisten anderen Maße, weil er die Waage halten muss den umgebenden und als taktsetzend empfundenen dreisilbigen Takten; quantitativ ausgedrückt: weil seine Hebungssilbe zwei Morae misst.‘
Entsprechend hatte schon Voß, der den Hexametertakt als vierzeitig betrachtet, bei trochäischer Taktfüllung, das heißt bei Füllung lang-kurz, der Hebung ‚Überlänge‘ zugesprochen, um zeitliche Gleichheit mit dem Daktylus herzustellen.“ (Seite 74)
Und auf diese Art aufzählend, vergleichend und beurteilend fährt er fort, sowohl in Bezug auf den deutschen als auch auf den englischen Hexameter.
Der umfangreiche „Sonderteil“ ist an sich gleichfalls sehr lesenswert, dürfte aber weiter südlich wohnenden Vers- Hexameterfreunden mehr Freude bereiten als mir, der ich dem „Alemannischen“ doch eher fremd gegenüberstehe!
Erschienen ist der Band 1976 bei Lang.