Kaspar Heinrich Spinner: Der Mond in der deutschen Dichtung von der Aufklärung bis zur Spätromantik.
Kein Buch über den Vers, aber eins voll mit Versen, die für die verschiedenen Dichter – Brockes, Gessner, Wieland, Klopstock, Hölty, Claudius, Bürger, Goethe, Jean Paul, Tieck, Brentano, Eichendorff – klar machen, welche Mond-Vorstellung ihnen zugrundeliegt.
Bei Klopstock zitiert Spinner zum Beispiel diese Hexameter aus dem achten Gesang des Messias (Seite 19):
Wie wenn ein Weiser in Tiefsinn, und seiner Unsterblichkeit werter,
Von den Uneinsamen fern, mit des Mondes Düften zum Walde
Wandelt, und nun, an der Hand der frommen Entzückung geleitet,
Dich, Unendlicher, denkt! wie ihm dann, zu tausenden, neue,
Bessre, große Gedanken die glühende Stirne voll Wonne
Schnell umschweben: So eilet, umringt von den Seelen, der Seraph.
Mit „des Mondes Düfte“ sei eine unfassbare, verschwimmende Vorstellung gegeben, sagt Spinner; der Mond sei hier das Gestirn der göttlichen Weisheit. Und:
„Wenn bei Klopstock der Weise Gott nachsinnt, so ist das nicht mehr bloß verstandesmäßiges Denken wie bei Brockes. Das Empfinden, die Seele, die Nachtseiten des menschlichen Bewusstseins sind mit angesprochen. Das Denken ist, wie man sagen könnte, lunar geworden im Gegensatz zu Brockes‘ sonnenhafter Verstandesklarheit.“
Erschienen ist der Band 1969 bei Bouvier.