Erzählformen: Das Reimpaar (37)

Das Reimpaar aus iambischen Vierhebern wurde und wird häufig für das komische Gedicht verwendet, wo es gute Dienste leistet; dumm aber, wenn sich eine solche komische Wirkung unabsichtlich einstellt! Der Anfang von Ludwig Uhlands „Siegfrieds Schwert“ zeigt, dass daran, gerade in erzählenden Texten, oft das genau eingehaltete Auf und Ab des iambischen Maßes Schuld ist:

 

Jung Siegfried war ein stolzer Knab,
Ging von des Vaters Burg herab.

Wollt rasten nicht in Vaters Haus,
Wollt wandern in alle Welt hinaus.

Begegnet‘ ihm mancher Ritter wert
Mit festem Schild und breitem Schwert.

Siegfried nur einen Stecken trug,
Das war ihm bitter und leid genug.

Und als er ging im finstern Wald,
Kam er zu einer Schmiede bald.

 

Das erste und das fünfte Reimpaar wirken sehr geregelt und streifen zumindest das unfreiwillig Komische; die mittleren drei Verspaare wirken mit ihren eingestreuten zweisilbig besetzten Senkungen lebendiger und auch dem Erzählgedicht angemessener!

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