Bettina Brentano gibt wieder, wie Isaac von Sinclair Friedrich Hölderins Äußerungen wiedergegeben hat:
Die Gesetze des Geistes aber seien metrisch, das fühle sich in der Sprache, sie werfe das Netz über den Geist, in dem gefangen er das Göttliche aussprechen müsse, und solange der Dichter noch den Versakzent suche und nicht von Rhythmus fortgerissen werde, so lange habe seine Poesie noch keine Wahrheit; denn Poesie sei nicht das alberne sinnlose Reimen, an dem kein tiefer Geist Gefallen haben könne, sondern das sei Poesie: Dass eben der Geist nur sich rhythmisch ausdrücken könne, dass nur im Rhythmus seine Sprache liege, während das Poesielose auch geistlos, mithin unrhythmisch sei – und ob es denn der Mühe lohne, mit so sprachgeistarmen Worten Gefühle in Reime zwingen zu wollen, wo nichts mehr übrigbleibe als das mühselig gesuchte Kunststück, zu reimen, das dem Geist die Kehle zuschnüre. Nur der Geist sei Poesie, der das Geheimnis eines ihm eingeborenen Rhythmus in sich trage, und nur mit diesem Rhythmus könne er lebendig und sichtbar werden; denn dieser sei seine Seele, aber die Gedichte seien lauter Schemen, keine Geister mit Seelen.
Nun – abgesehen davon, wer nun welchen Teil dieser Aussagen wie zu verantworten hat, und ob das alles in seiner Gesamtheit überhaupt Sinn macht: Reizvoll zu lesen ist es jedenfalls!