Hölderlins Ruhm gründet sich eher auf seine ungereimten Gedichte; aber er hat auch viele gereimte geschrieben, und sicher keine schlechten! Ein Beispiel dafür ist „Der Jüngling. An die klugen Ratgeber“, das auch Roger Willemsen einmal vorgetragen hat:
Der Jüngling. An die klugen Ratgeber
Da geht zwar manches durcheinander, und einmal fehlt sogar eine halbe Strophe; aber was soll’s. Der Schwung des Vortrags ist da viel wichtiger, und wie er das Lebendige der Verse, und damit Hölderlin erfahrbar macht.
Wer mag, kann diese Strophe vergleichen:
Das Leben ist zum Tode nicht erkoren,
Zum Schlafe nicht der Gott, der uns entflammt,
Zum Joch ist nicht der Herrliche geboren,
Der Genius, der aus dem Äther stammt;
Er kommt herab; er taucht sich, wie zum Bade,
In des Jahrhunderts Strom und glücklich raubt
Auf eine Zeit den Schwimmer die Najade,
Doch hebt er heitrer bald sein leuchtend Haupt.
So nah dran am, oder so weit weg vom Text (je nach Sichtweise) ist der ganze Vortrag …