Erzählformen: Das Distichon (98)

In „Das Distichon (97)“ sagte Johannes Minckwitz über die Versfolge Hexameter & erste Pentameter-Hälfte „Eine solche Strophenform, an und für sich tadellos, ist in der Lyrik auch wirklich gebraucht worden.“

Ein paar wenige Verse aus Ludwig Kosegartens „Das Blättchen“ können da als Beispiel dienen:

 

Emma, ich irr‘ hinauf und hinab im schaurigen Garten,
Wühl‘ im rasselnden Laub,
Und es hüllt mir Dämmrung die Seele, Dämmrung das Auge,
Denn es prediget mir
Jedes welkende Blatt und jedes sterbende Gräschen:
„Einstens grünt‘ ich, wie du!
Einstens welkt du wie ich. Wie Gras auf dem Felde sind Menschen,
Grünen und welken wie wir.“

 

Nur durchschnittlich gute Verse, denke ich, und auch inhaltlich nichts weltbewegend neues; aber wie die beiden Verse zusammen wirken – das wid doch deutlich?!

(Das „rasselnde Laub“ klang mir erst einmal fremd, aber der „Online-Grimm“ gibt als Bedeutung auch „ein hartes Geräusch verursachen“ und in Bezug auf „dürres Laub“ Versbeispiele von Bürger und Droste-Hülshoff – „Die Meute mit geschwoll’nen Kehlen / Ihm nach wie rasselnd Winterlaub.“)

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