Erzählverse: Der trochäische Fünfheber (22)

Johann Wolfgang von Goethes „Pandora“ ist eine wahre Fundgrube von Versformen. Auch der trochäische Fünfheber kommt vor, zum Beispiel, als Epimeleia Prometheus und Epimetheus erklärt, wie es zu dem Missverständnis zwischen ihr und ihrem Liebsten Phileros kommen konnte:

 

Angelehnt war ihm die Gartenpforte,
Das gesteh‘ ich, warum sollt‘ ichs leugnen?
Unheil überwältigt Scham. – Ein Hirte
Stößt die Tür an, stößt sie auf, und forschend,
Still verwegen, tritt er in den Garten,
Findet mich, die Harrende, ergreift mich,
Und im Augenblick ergreift ihn jener,
Auf dem Fuß ihm folgend. Dieser lässt mich,
Wehrt sich erst und flüchtet, bald verfolgt nun,
Ob getroffen oder nicht? Was weiß ich!
Dann auf mich gewandt, mit Schäumen, Schelten,
Dringt nun Phileros; ich stürze flüchtend
Über Blumen und Gesträuch, der Zaun hält
Mich zuletzt, doch hebet mich befitticht
Angst empor, ich bin im Freien, gleich drauf
Stürzt auch er heran; das andre wisst ihr.

 

Ein sehr lebendiger Bericht, sicher auch durch die Entscheidung, in der Gegenwart zu erzählen! Erstaunlich auch, wie klar jeder Vers als Einheit erkenn- und hörbar wird, obwohl die Sätze doch unter zahllosen Zeilensprüngen durch  die Verse fließen; kaum einmal , dass Vers und Satz zusammen schließen!

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