Vorweg

Vorworte und Vorreden von Gedichtbänden sind manchmal lesenswert und manchmal weniger lesenswert; und manchmal sogar lesenswerter als die eigentliche Gedichtsammlung …

Johann Jakob Jägle beginnt seine „Gedichte“ mit einer kurzen, gerade einmal einseitigen Vorrede, die so schließt:

Wer billig ist, legt nicht jedes Wort auf die Waage und weiß Scherz und Laune vom Ernste zu unterscheiden. Wohl gibt es Abderiten, für die keine Nieswurz wächst, und die können mich ungelesen lassen.  Gehabt euch wohl, meine lieben Leser, und ihr, furchtbare Geisel des armen Poeten, liebenswürdige Nachdrucker! nehmt gute, seltene Bücher der Vorzeit unter die Presse und lasst mir meine Arbeit ungehudelt!

Das klingt zumindest … anders?! „Abderiten“ waren der Antike das, was heute die Schildbürger sind – dumme Mensche, Narren und Schelme; Christoph Martin Wieland hat über sie seine wunderbare und sehr empfehlenswerte „Geschichte der Abderiten“ geschrieben. „Nieswurz“ galt derselben Antike als Mittel gegen alle Arten von Geisteskrankheiten. Und die etwas unerwartet auftretenden „Nachdrucker“ waren vielleicht einige Jahre aus dem Geschäft, sind aber im Zeitalter des Internets, leicht anders gewandet, vermutlich nicht weniger tätig als zu Jägles Zeiten.

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