Erzählverse: Der trochäische Vierheber (74)

Georg Heym ordnet 15 ungereimte trochäische Vierheber in drei Strophen zu je fünf Versen an und erzielt damit einige Wirkung:

 

Lichter gehen jetzt die Tage
In der sanften Abendröte
Und die Hecken sind gelichtet,
Drin der Städte Türme stecken
Und die buntbedachten Häuser.

Und der Mond ist eingeschlafen
Mit dem großen weißen Kopfe
Hinter einer großen Wolke.
Und die Straßen gehen bleicher
Durch die Häuser und die Gärten.

Die Gehängten aber schwanken
Freundlich oben auf den Bergen
In der schwarzen Silhouette,
Drum die Henker liegen schlafend,
Unterm Arm die feuchten Beile.

 

Da breitet sich anfangs eine für Heym leicht ungewohnte idyllische Stimmung aus, die sich in der zweiten Strophe noch hält, ehe sie in der dritten hässlich laut in Scherben fällt …

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