Kaum ein Vers ist so wandlungs- und anpassungsfähig wie der Blankvers. In „Sokrates und der Jüngling“ gibt er Nikolaus Götz Raum für dessen ganz eigenen, nachlässig-anziehenden Ton:
Ein Jüngling tat auf seine Schönheit stolz:
Den führte Sokrates zu Phöbus Tempel,
Wo dieser schöne Gott in Marmor stand.
„Was spräche der, wofern er sprechen könnte,
Mit Wahrheit von sich selber?“, fragt er ihn.
Der Jüngling gibt zur Antwort: „Dieser spräche
Mit Wahrheit von sich selber: Ich bin schön.“
„Warum“, erwiderte der weise Grieche,
„Stolzierst du denn mit Gaben eines Steins!
Willst du nicht höher als ein Stein dich schätzen?“
So waren sie, die der Überzeugungsarbeit zugetanen „weisen Griechen“ … Aber auch wenn hier mancher Ausdruck schon etwas fremd klingt: Gut gemachte Verse!