Siebenzeilige Strophen verwenden eher selten fünfhebige Verse. Das hat nichts mit einer grundsätzlichen Unvereinbarkeit zu tun; mehr damit, dass die einen schon wieder aus der Mode waren, als die anderen – im strophischen Gedicht! – ihre große Zeit erlebten. Aber Beispiele gibt es selbstverständlich trotzdem, zum Beispiel die erste Strophe von „An Grotthuß“, einem Gedicht von Christoph August Tiedge:
Dem Jüngling zeigt die Welt ein Bild der Jugend;
Und sonnig wogt sein Weg bergab, bergan.
Romantisch lacht ihm selbst die ernste Tugend;
Sie beut sich ihm mit ihren Kränzen an.
Er glaubt so gern bei frommen Huldigungen,
Er habe sie, weil er sie liebt, errungen,
Ob auch für sie kein Schweiß ihm noch entrann.
Das ist inhaltlich … ein wenig trocken, aber von der Form her eine tragfähige Strophe, mit Kanzonen-Bau und allem.