Wilhelm Müller schrieb zu seiner Gedichtreihe „Ständchen in Ritornellen aus Albano“:
Ich bin in der Form und im Ton meiner deutschen Ritornelle von den rückertschen Vorläufern abgewichen. Ich reime mit den Vokalen im ersten und dritten Verse (Assonanz), und mit den Konsonanten im ersten und zweiten (Alliteration). Die Vereinigung dreier Ritornelle zu einem Gedicht gibt ihnen lyrischen Ton, und die italienischen Lokalfarben mögen an die Heimat dieser Form erinnern.
Das liest sich dann so:
Rosensamen
Ich ging vorüber heut‘ an deinem Fenster,
Und zankte mit dem dichten grünen Ginster,
Der dich vor meinen Blicken ganz versteckte.
Da sah ich, wie aus dem Gesträuch geschwinde
Heraus sich streckten deine weißen Hände,
Und Wasser niedertroff von ihren Fingern.
Wie gern hätt‘ ich ein Tröpfchen aufgefangen!
Doch alle hat die Erde gleich verschlungen,
Und morgen werden Rosen aus ihr wachsen.
Übermäßig ernst nehmen muss man diese Verse nicht – inhaltlich; Von der Form ist es schon etwas anderes, auch wenn man die „Alliteration“ vielleicht gar nicht bemerkt, wird man nicht darauf hingewiesen: „-ster“ in V1, V2, „-nde“ in V4, V5, „-ngen“ in V7, V8. Eigentlich ist’s ein „geteilter Reim – die das Reimwort aus V1 ergänzenden Laute stehen in V2 (Konsonanten) und in V3 (Vokal)?! Schöner Kniff, und allemal einen eigenen Versuch wert!