Erzählformen: Das Distichon (117)

Die reine Wiedergabe von Informationen macht sich in Versen wie Hexameter und Pentameter nicht gut, weil der weite Versraum sich am liebsten mit sinnlicher Wirklichkeit und Handlung füllt. Aber die Dichter wussten und wissen da Abhilfe; Ernst Moritz Arndt zum Beispiel beginnt „Die Lerche“ so:

 

Als man das achte Jahr zu Achtzehnhundert nach Christi
Unsers Herrn Geburt zählte, zur Zeit, wo der Klang
Geht der Sicheln ins Feld, da lag ich einsamen Schlummers
Fern in dem Lande, wo Jo* klinget zugleich mit dem Ja.

* Das Land, wo Jo gleich Ja klingt, ist Schweden.

 

Also auch noch ein Fußnotengedicht! (Wobei die Fußnote im „richtigen“ Text, wie es sich gehört, am Ende der Seite steht …) „Schweden, Sommer 1808; ich schlief“ wäre die Kurzfassung des Inhalts, der hier zwei Distichen beansprucht, die darüber hinaus einiges an seltenerem Sprachgebrauch aufbieten – die beiden Genitive „der Sicheln“ und „einsamen Schlummers“ etwa, abgetrennt der eine, qualitativ verwendet der andere.

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