„Uz-Strophe“ ist, wieder einmal, eine eigene Bezeichnung; diesmal aber eine gut begründbare, hat doch Johann Peter Uz (1720-1796) diese Strophenform in die deutsche Dichtung eingeführt und bekannt gemacht! Es geht dabei um diesen Vierzeiler:
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In dieser Form hat Uz 1741 „Der Frühling“ geschrieben – dessen erste Strophe:
Ich will, vom Weine berauscht, die Lust der Erde besingen,
Ich will die Zierde der Auen erhöhn,
Den Frühling, welcher anitzt, durch Florens Hände bekränzet,
Siegprangend unsre Gefilde beherrscht.
„Der Frühling“ ist unter Uzens Gedichten das einzige ungereimte; aber es machte großen Eindruck auf seine Zeitgenossen, und die Strophe ist danach von vielen Verfassern benutzt und auch abgewandelt worden – die Anzahl der doppelt besetzten Senkungen wurde verändert, der Langvers trat mit anderen Versen zusammen als dem oben zu sehenden Vierheber; oder er wurde gar alleine gebraucht. Auch der Reim war nicht völlig außen vor! Insgesamt ergab sich so eine schöne, ausdrucksstarke, wandlungsfähige Strophe, ein Baukasten, aus dem man sich auch heute noch bedienen kann und, schreibt man denn selbst Verse, dann etwas altes und zugleich vergleichsweise frisches nutzt: Die Strophe wurde ab dem 19. Jahrhundert nicht mehr verwendet und wirkt heute daher unverbraucht.