Die Uz-Strophe (10)

Ganz am Anfang schrieb ich vom „Baukasten“, den die Uz-Strophe darstellt – man kann die einzelnen Verse auf viele Arten abwandeln und neu zusammenstellen. Hier ein weiteres Beispiel, die zweite Strophe aus Johann Friedrich Cronegks „Der Friede“:

Es kömmt des Himmels Geschenk, es kömmt der Friede vom Himmel;
Und lächelnd kommt mit ihm der Ceres fruchtbarer Sohn;
Die Freude flattert herab, die sonst vor dem wilden Getümmel
Der Waffen entflohn.

V1 ist ein strenggebauter großer Uz; V2 ist seine männlich-betont schließende Variante, die schon bei Zachariä und Kleist vorkam, wobei der erste Halbvers ganz ohne doppelt besetzte Senkung auskommt. V3 ist wieder ein großer Uz, diesmal hat allerdings die zweite Vershälfte statt einer zwei doppelt besetzte Senkungen. V4 schließlich ist derselbe Kurzvers, den Lange in seiner Strophe aus dem letzten Eintrag verwendet hat, sogar mit demselben Schlusswort („entfloh“ / „entflohn“)! Und zuletzt ist die Uz-Strophe hier einmal wieder gereimt worden.

Alles bekannte Bauteile also; aber wieder ein ganz eigener Ausdruck!

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