Die Uz-Strophe (18)

Es wird schon aufgefallen sein: Der „große Uz“ hat starke Ähnlichkeit mit dem Hexameter! In der Tat gibt es Fälle, in denen ein und derselbe Vers einmal als großer Uz und einmal als Hexameter gelesen werden kann. Dafür muss der rhythmisch wesentlich möglichkeitsreichere Hexameter eine bestimmte Form haben: Der erste Fuss muss dreisilbig sein mit drei einsilbigen Wörtern, von denen die ersten beiden in etwa gleich „gewichtig“ sind; und die Zäsur muss nach der Hebung im dritten Fuß liegen. Als Beispiel ein Distichon aus Hölderlins „Stuttgard“:

Bis an die Grenzen des Lands, wo mir den lieben Geburtsort
Und die Insel des Stroms blaues Gewässer umfließt.

Diese beiden Verse fügten, problemlos!,

Wie dieses Beispiel euch zeigt, sich einer „Strophe nach Uz“ ein
(Der zweite Vers ist ein wenig verkürzt):
Bis an die Grenzen des Lands, wo mir den lieben Geburtsort
Des Stromes blaues Gewässer umfließt.

– Im Distichon ist die erste Silbe („bis“) betont, in der Uz-Strophe die zweite („an“)!

Andersherum geht es genauso – aus Zachariä, „An den Harz“:

O Gegend, schrecklich und rau, wo melancholische Berge
Mit starrem Haupt die Gewitter durchschaun;
Wo um den drohenden Fels die werdenden Donner sich sammeln,
Und jede Wolke zum Regenguss wird;

Ließe man den Ort,

Wo um den drohenden Fels die werdenden Donner sich sammeln,
Dieses Distichon sein: niemandem fiele es auf!

Wem diese Nähe klargeworden ist, wundert sich nicht, dass der große Uz – besonders die etwas freieren Abwandlungen – häufig als „Auftaktiger Hexameter“ bezeichnet wird; aber ich denke, es ergibt mehr Sinn, ihn vom Alexandriner aus zu denken.

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