Die Uz-Strophe (24)

Hier noch einmal zu den Jahreszeiten, die sehr gegenwärtig waren in den damaligen Texten, vier Strophen aus Johann Adolph Schlegels „Verherrlichung des Schöpfers durch seine Geschöpfe“ (insgesamt 18 Strophen lang), die auch Frühling, Sommer, Herbst und Winter zu diesen „Geschöpfen“ zählen:

Du, Frühling, besingest sein Lob aus hundertstimmigen Kehlen.
In Wäldern weckst du der Vögel Gesang,
Wenn in die erstarrte Natur dein allbelebender Odem
Aufs neu balsamisches Leben ergießt.

O Sommer, du predigest ihn. Mit Reichtum füllst du die Erde,
Und aus der Fruchtbarkeit webst du ihr Kleid.
Wer jauchzet nicht, wenn du das Land zu langem Wohltun begierig,
Und seinem Schöpfer so ähnlich gemacht?

O Herbst, du verkündigest ihn in deinen reifenden Früchten.
Was gleicht der Wohltat des stärkenden Weins?
Er scheuchet die Schwermut aus uns, und ruft die Freude zurücke;
Und Greise trinken das Leben in ihm.

Du preisest ihn, Winter, und tobst, dass nicht aus giftigen Nebeln
Der Herbst uns grimmige Würger erzeugt.
Die Saaten beschützest du selbst durch Schnee mit wärmenden Hüllen
Vor deines Frostes ertötender Wut.

Formbemerkung: In den großen Uz haben alle ersten Halbverse eine zusätzliche unbetonte Silbe, alle zweiten Vershälften nicht!

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