„Das Feuer im Walde. Eine Idylle“ stammt von Ludwig Hölty. Es ist ein einigermaßen seltsamer Text, der oft unfertig und roh wirkt; aber er zeigt doch ganz gut, wie sich mit dem ungereimten, gereihten iambischen Vierheber erzählen lässt. Der dabei auch schon mal erzwungen wird; aber Verkürzungen wie „Feur“ statt „Feuer“ klangen damals weniger fremd als sie es heute tun …
Zween Knaben liefen durch den Hain,
Und lasen Eichenreiser auf,
Und türmten sich ein Hirtenfeur.
Sie freuten sich der schönen Glut,
Die, wie ein helles Osterfeur,
Gen Himmel flog, und setzten sich
Auf einen alten Weidenstumpf.
Sie schwatzten dies, und schwatzten das,
Vom Feuermann, und Ohnekopf,
Vom Amtmann, der im Dorfe spukt,
Und mit der Feuerkette klirrt,
Weil er nach Ansehn sprach und Geld,
Wie’s liebe Vieh die Bauren schund,
Und niemals in die Kirche kam.
Sie schwatzten dies, und schwatzten das,
Vom sel’gen Pfarrer Habermann,
Der noch den Nussbaum pflanzen tät,
Von dem sie manche schöne Nuss
Herabgeworfen, als sie noch
Zur Pfarre gingen, manche Nuss!
Sie segneten den guten Mann
In seiner kühlen Gruft dafür,
Und knackten jede schöne Nuss
Noch einmal in Gedanken auf.
Da rauscht das dürre Laub empor,
Und, sieh, ein alter Kriegesknecht
Wankt durch den Eichenwald daher,
Sagt guten Abend, wärmet sich,
Und setzt sich auf den Weidenstumpf.
Wer bist du, guter, alter Mann?
Ich bin ein preußischer Soldat,
Der, in der Schlacht bei Kunnersdorf,
Das Bein verlor, und, leider Gotts!
Vor fremden Türen betteln muss.
Da ging es scharf, mein liebes Kind!
Da sauseten die Kugeln uns,
Wie tausend Teufel, um den Kopf.
Dort flog ein Arm, und dort ein Bein.
Wir patschelten durch lauter Blut,
Und Ross und Reiter lagen da,
Wie Kraut und Rüben. Lieber Gott!
Sprach Hans, und sahe Töffeln an.
Mein Seel! ich werde kein Soldat,
Und wandre lieber hintern Pflug.
Da sing ich mir die Arbeit leicht,
Und spring und tanze wie ein Hirsch,
Und lege, wann der Abend kommt,
Mich hintern Ofen auf die Bank.
Doch kommt der Schelmfranzos zurück,
Der uns die besten Hühner stahl,
Und unser Heu und Korn dazu,
Dann nehm‘ ich einen roten Rock,
Und auf den Buckel mein Gewehr,
Dann komm nur her, du Schelmfranzos!
Das Feuer sank, und wölkte kaum
Noch Dampf empor; sie gingen fort.