Hugo Friedrich bestimmt in seiner wunderbaren „Geschichte der italienischen Lyrik“ (Klostermann 1964) auf den Seiten 556 und 557 die Korrelation so:
„Auf der Basis von gewöhnlich zwei lexikalischen Grundelementen wird ein Text aufgebaut, der zu den Grundelementen weitere Glieder hinzufügt (Adjektive, Prädikate, Metaphern, Appositionen usw.), diese Glieder jedoch auf die folgenden Verse verteilt, von wo aus sie auf die Grundelemente zurückbezogen werden müssen.“
Und weiter:
„In den meisten Fällen – und sie liegen durchweg außerhalb klassischen Dichtens – ist die Korrelation eine Figur des reinen Stilschematismus, ein konstruierter Beziehungsapparat, der kaum von der Sache oder vom Thema nahegelegt wird, daher auch nicht nach dem Grad der thematischen Angemessenheit beurteilt sein will. Sie verlangt ein Kalkül, das für die richtige Verteilung der korrelativen Glieder, für ihre Erkennbarkeit und tunlichst auch für die Variation in der Reihenfolge der Rückbezüge zu sorgen hat. Dass eine solche formabsolute Figur jedem maniristischen Dichten willkommen ist, liegt auf der Hand.“
Hm. Ich nehme als Beispiel mal ein lateinisches Distichon:
Pastor arator eques pavi colui superavi
Capres rus hostes fronde ligone manu
Das „Epitaph auf Vergil“, ein Distichon aus der Anthologia Latina, das sich auf drei Werke Vergils bezieht: Bucolica, Georgica und Aeneis. Übersetzt heißt das ganze etwa:
Als Hirte, Pflüger, Reiter weidete, bebaute, überwand ich
Ziegen, Land, Feinde mit Laub, der Hacke, der Hand.
Man sieht schon, auf Deutsch funktioniert das nicht ganz so gut; zumindest nicht ohne weiteres und in dieser überbordenden Form. Trotzdem wird, denke ich klar, worauf es hinausläuft: Die Sätze „Als Hirte weidete ich Ziegen mit Laub“ etc sind auseinandergenommen und die sich entsprechenden Satzteile zusammengestellt worden!? Im wesentlichen das gleiche Verfahren, das schon bei Opitz‘ Verspaar zu beobachten war, zu finden im ersten Korrelations-Eintrag!
Das muss man sicherlich mögen; ich für mich kann damit eine ganze Menge anfangen … Einfach mal versuchen, ich glaube zum Beispiel, dass sich Merkverse auf diese Art gut bauen lassen! Aber auch „gewöhnliche“ Inhalte lassen sich so aufmerksamkeitswirksam verarbeiten. Ich stelle noch ein eigenes Beispiel an den Schluss – ein Distichon, das in den lange zurückliegenden Zeiten geschrieben wurde, da Kanzlerin Merkels angebliche oder tatsächliche „Führungsschwäche“ die Nachrichten bestimmte:
Wer, und welchen Berufs, und welchen Handelns verdächtig?!
Merkel, Kanzlerin, führt, ohne zu wissen, wohin.
Wobei der Pentameter beliebig gefüllt werden kann – da man sich mit politischen Inhalten oft nicht beliebt macht, lassen sich sicherlich auch die Nachrichten aus dem Sport so in Form gießen:
Wer, und welchen Berufs, und welchen Handelns geständig?!
Kießling, Fußballer, schießt neben das Tor und hinein.
Denn auch über das „Phantomtor“ wurde viel berichtet … Wie gesagt: Versuchen! Ich denke, es lohnt sich.