Erzählverse: Der Blankvers (26)

Die folgenden Verse stammen aus Friedrich Schillers Wallenstein-Prolog und sind allerdings weniger Erzähl- als vielmehr Erklär-Verse. Denn auch zu erklären vermag der Blankvers ohne Schwierigkeit, erst recht, wenn er von Schiller geschrieben wird, der dieses Geschäft hier, wie überall sonst: klar, eindringlich und nachdrücklich betreibt!

 

Denn schnell und spurlos geht des Mimen Kunst,
Die wunderbare, an dem Sinn vorüber,
Wenn das Gebild des Meißels, der Gesang
Des Dichters nach Jahrtausenden noch leben.
Hier stirbt der Zauber mit dem Künstler ab,
Und wie der Klang verhallet in dem Ohr,
Verrauscht des Augenblicks geschwinde Schöpfung,
Und ihren Ruhm bewahrt kein dauernd Werk.
Schwer ist die Kunst, vergänglich ist ihr Preis,
Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze;
Drum muss er geizen mit der Gegenwart,
Den Augenblick, der sein ist, ganz erfüllen,
Muss seiner Mitwelt mächtig sich versichern
Und im Gefühl der Würdigsten und Besten
Ein lebend Denkmal sich erbaun – So nimmt er
Sich seines Namens Ewigkeit voraus.
Denn wer den Besten seiner Zeit genug
Getan, der hat gelebt für alle Zeiten.

 

Alles ganz klar, sehr überzeugend; nur der Zeilensprung ganz am Ende fällt etwas aus der Reihe.

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