Das eine Gedicht, in dem Klopstock die Ioniker verwendet hat, steht im 20. Gesang seines „Messias“. Ich werfe mal einen „metrischen Blick“ auf diese Verse; Anschauungsmaterial ist immer gut!?
Klopstock hat den Langvers für den Druck in zwei Kurzverse zerlegt, die Grenze liegt dabei immer hinter der zweiten oder der dritten Einheit (Ausnahme: Vers 1); ich habe die Verse hier wieder zusammengesetzt und die Grenze mit „|“ gekennzeichnet.
Die von mir druntergeschriebenen Einheiten sind natürlich nur ein Vorschlag – manchmal sogar eher geraten: Ist „wenn sie all‘ einst vorbei sind“ nun „v v — — / v — —“ oder doch eher „v v — / v v — —“?! In diesen Bereich zählt sicher auch, dass ich im Sinne der Regel („v v — —“) die Endung „-ung“ als schwer bewertet habe statt im Sinne der Ausnahme („v v — v“) als leicht. Falls sich also jemand die Mühe machen sollte, das durchzusehen, und dabei zu anderen Einheiten kommt – immer her mit den Vorschlägen!
So, nun aber zu den Versen. Ich beschränke mich auf sie in diesem Beitrag, werde aber in zwei kommenden Beiträgen noch kurz einige Anmerkungen machen.
01 Erwach, Harfengetön, und erhebe dich | dem Psalm nach zum Throne!
01 v — — / v v — / v v — v / v v — — / v — v
02 Dein Flug sei des Unendlichen Lob, | des Herrn Preis dein Festlied!
02 v — — / v v — / v v — / v — — / v — —
03 O, ihm, dem mit Entzückung | Harmonie des Gestirnheers emporsteigt,
03 v — — / v v — — / v v — / v v — — / v — —
04 Und Erzengel entflammendes Lob | in dem Anschaun ertönen,
04 v — — / v v — / v v — / v v — — / v — v
05 O, lispl‘ auch, mein Gesang, sein Lob dem! | Von dem Grab auch vernehme
05 v — — / v v — / v — — / v v — — / v — v
06 Sein Lob Gott! Wie beginn‘ ich’s? wie vollend‘ ich’s? | O Vorschmack des Himmels,
06 v — — / v v — — / v v — — / v — — / v — v
07 Des Herrn Preis, wer singt Dich und erliegt nicht? | Was ihn sonst hob, versinkt jetzt,
07 v — — / v — — / v v — — / v v — — / v — —
08 Sein beseelteres Bild, wie der Schimmer | von dem Aufgang Gemäld‘ ihm
08 v v — / v v — / v v — v / v v — — / v — v
09 Voll Goldglanz, wird ihm Dämmrung. | Wie ich kann, mit der Nacht Schein im Bilde,
09 v — — / v v — — / v v — / v v — — / v — v
10 Mit Nachhall und Laut nur, | wenn der Chorpsalm zu dem Thron auf sich donnernd
10 v — — / v — — / v v — — / v v — — / v — v
11 Erhebt, sing‘ ich dem Herrn. | Wer gleicht Dir? Wer, o Gott, ist, wie du bist?
11 v — — / v v — / v — — / v v — — / v — —
12 Des Seins tiefen Entwurf entwarfst du, | eh Gefühl war, Gedanken
12 v — — / v v — / v — — / v v — — / v — v
13 Und Zweck war in der Endlichen Heer! | O der Aussaat, die, Gott, du
13 v — — / v v — / v v — / v v — — / v — v
14 Gesät hast und Aeon auf Aeon, | dass sie reift‘, aufgehäufet.
14 v — — / v — — / v — — / v v — — / v — v
15 O Ratschluss: Die Aeonen, | wenn sie all‘ einst vorbei sind, wird Ernte
15 v — — / v v — v / v v — — / v — — / v — v
16 Ohn‘ Aufhören am Thron sein! | Die Erschaffung zu des Sohns Heil hast dann du
16 v — — / v v — — / v v — — / v v — — / v — v
17 Vollendet! O, dann führt das Glück uns | und das Elend ins Lichtreich!
17 v — — / v v — / v — — / v v — — / v — —
18 Was einst uns, dem Beglückten und dem Dulder, | Labyrinthweg und Nacht war,
18 v — — / v v — v / v v — v / v v — — / v — —
19 Das führt uns zu dem ewigen Heil hin! | Indes welkt auf Erden
19 v — — / v v — / v v — — / v — — / v — v
20 Der unsterbliche Mensch weg | und empfindet Herannahn des Todes,
20 v v — / v v — — / v v — v / v — — / v — v
21 Herannahn der Verwesung, | und verweint, in Wehklag‘ ergossen,
21 v — — / v v — — / v v — / v — — / v — v
22 Den Beginn des Daseins | und weiß doch, dass es Gott einst mit Wonne
22 v v — / v — — / v — — / v v — — / v — v
23 Vollbringt, er, der ihn auch zu dem Heil schuf! | Ja, so, Gott, vollbringst du’s!
23 v — — / v v — / v v — — / v — — / v — —
24 Ach, trüb‘ ist und Nacht ist der Gedanke, | dass ins Loblied der Himmel
24 v — — / v — — / v v — v / v v — — / v — v
25 Der Angst Stimme sich mischt, | und mit Tränen sich die Wehmut von Gräbern
25 v — — / v v — / v v — v / v v — — / v — v
26 Emporhebt ins Getön, wo Entzückung | der Chorpsalm zum Thron ruft
26 v — — / v v — / v v — — / v — — / v — —
27 Und sanft Lispeln den Harfen entlockt, | wenn in Dank weint die Wonne!
27 v — — / v v — / v v — / v v — — / v — v