Erzählverse: Der Ioniker (3)

Versbetrachtung, Teil eins!

Ohne viel Aufwand kann man etwas über die Versanfänge sagen und über die Versschlüsse, die Kadenzen.

Am Versanfang stehen ja zwei Möglichkeiten zur Verfügung, „v — —“ und „v v —“, die Frage ist also, geht der Vers eher langsam und gewichtig los oder schnell und flüchtig? Für Klopstock ist die Antwort eindeutig, „v — —“ eröffnet den Vers 24 mal, „v v —“ nur 3 mal.

Die Kadenz – man könnte angesichts ihres Umfangs auch sagen, die kürzere Vershälfte – kann vier verschiedene Formen annehmen. Diese sind unterschiedlich oft vertreten:

„v v — — / v — v“ kommt 16 mal vor,
„v v — — / v — —“ kommt 5 mal vor,
„v — — / v — v“ kommt 3 mal vor,
„v — — / v — —“ kommt 3 mal vor.

Also, wie zu erwarten, ein deutliches Übergewicht für die Normalform „v v — — / v — v“. Und obwohl bei so wenigen Versen natürlich keine sonderlich genauen Aussagen möglich sind, kann man doch Klopstocks Satz …

Der Baccheus darf nur selten für den Ionikus in der vierten Abteilung gesetzt werden; es muss aber auch nicht zu selten geschehen, damit der Schluss des Verses merklich, aber auch nicht eintönig sei.

… etwas verdeutlichen: In der vierten Einheit steht 21 mal der Ioniker und 6 mal der Baccheus, „selten, aber nicht zu selten“ meint hier also 22%.

Ob und wie am Versanfang die metrischen Einheiten gleichzeitig Sinneinheiten sind oder nicht, und, wenn sie es nicht sind, auf welche Weise: Das muss man sich noch genau anschauen. Für den Versschluss ist die Frage dagegen leicht zu beantworten – die metrischen Einheiten entsprechen so gut wie immer den Sinneinheiten, die einzige wirklich gewichtige Ausnahme ist „dass sie reift‘, aufgehäufet.“, „v v — // v — v“.

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