Erzählverse: Der Hexameter (126)

Die Beschäftigung mit Christian Friedrich Daniel Schubart lohnt in vielerlei Hinsicht. Hier möchte ich aber nur einen kurzen Ausschnitt aus seinem Werk „Leben und Gesinnungen“ anführen:

Ich muss doch hier eines kleinen Abenteuers erwähnen, das mir damals tief ins Herz schnitt und mir noch unvergesslich ist. Fast mit meinem letzten Geldvorrate kaufte ich mir die hallische Ausgabe des Messias, fuhr auf dem grauen Rhenus, legte ein Brett über den Kahn, Klopstocks Messias vor mir. Ich las eben den sechzehnten Gesang und lag mit der vollen Seele auf der Stelle, wie die gerichteten Seelen auf Tabor riefen:

Jupiter, Gott des Donners! Erbarme dich unser!
Brama! Tien! Allvater! Wir fehlten, sündigten, irrten!
Zeus Kronion! Götterbeherrscher, erbarme dich unser!

Rasch auf stand ich in der Begeisterung und – Brett und Messias flogen in (den) Rheinstrom. Wie angedonnert stand ich da und sah bleich und starräugig meiner geliebten Messiade nach, die wie eine geschossene Ente auf dem Wasser fluderte und untersank.

Fludern. Ja. So geht das. Vom „Messias“ war Schubart aber in der Tat tief ergriffen, so tief, dass er ihn auf seinen Reisen immer wieder vortrug; vor durchaus mit-ergriffenem Publikum!

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