Ruth Klügers 2013 bei Zsolnay erschienener Gedichtband „Zerreißproben“ ist insofern etwas Besonderes, als dass die Verfasserin die darin versammelten Gedichte selbst bespricht. Zum ersten Abschnitt von „Brücke“, zu finden auf Seite 25 …
Die Brücke ist neu
es gibt keine andre
das Holz ist alt
es gibt kein andres
als morsche Bretter
auf unsrer Brücke
stürzte ich neulich
durch leeren Raum
dann über Geröll
tief ab.
… merkt sie, nach einer Bestimmung des Begriffs „Apokoinu“, an (Seite 27):
In der ersten Strophe meines Gedichts „Brücke ist das Koinon, das Gemeinsame, der Satzteil „auf unserer Brücke“, … Der lyrische Vorteil ist der Zusammenfluss gegensätzlicher Gefühls- und Denkströme, die aber simultan da sind und die sich nicht entwirren lassen.
Wenig sagt sie leider zum Formenbestand ihrer Gedichte. „Brücke“ beginnt mit neun aufeinanderfolgenden Zweihebern, ehe der erste Abschnitt dann mit „tief ab“ schließt. Liest man das unter dem Eindruck der zuvor erklungenen Verse, ist es ein „X X“, nein?! Also zwei betonte Silben ohne irgendwelche unbetonten Silben davor, dazwischen oder dahinter – ein (0/0/0) in meiner Zahlenschreibweise, und somit dem Versrahmen „Zweiheber“ zugewiesen.