Beim Verserzähler spielt die Prosa keine größere Rolle; aber einen kurzen Absatz aus Johannes Minckwitz‘ „Lehrbuch der rhythmischen Malerei der deutschen Sprache“ (1856) möchte ich doch mitteilen:
Der gute Prosaist gewöhnt sein Ohr ebenso wie der Dichter, die Wirkung des Daktylus, Spondeus, Jambus, Trochäus, Kretikus, Choriambus und anderer Glieder zu bemessen und zu unterscheiden. Um den Stromfall der Rede zu beschleunigen, wird er sich der Daktylen bedienen, um ihn zu hemmen, der Spondeen, um ihn zu mäßigen, der Jamben; er fühlt mit Sicherheit heraus, wenn es wohlgetan ist, die Periode durch einen Kretikus, Choriambus oder trochäischen Fall abzuschließen, oder wenn es ratsam ist, aus diesen rhythmischen Takten in jene überzugehen und die Glieder zu vermischen. Ein Ohr, das diesen Dingen fremd ist, trifft selten das Rechte und vermag den Gedanken nicht in Übereinstimmung mit der Form zu setzen; selbst die beste Naturanlage bedarf der Ausbildung in diesem Stücke, sonst bleibt sie stehen auf derselben Stufe, wo der sogenannte Naturdichter, der die Pflugschar mit der Feder vertauscht, steht.
Einfach, weil ich mir vorstelle, dass die meisten Prosaisten auf diesen Gedanken von selbst nicht gekommen wären … Und, vermutlich: zu Recht. Aber nett lesen tut sich’s trotzdem!