Wenn man das Reimpaar als Formvorgabe erst nimmt, wirklich ernst: dann formt sich die Sprache in ihm oft hart und spröde aus, ordnet sich dem Vers und dem Verspaar unter. Ein Beispiel dafür ist Oskar Loerkes „Mit Rückerts Gedichten“:
Was rufst du mich in dieser Zeit?
Verhülle mich mein Sterbekleid!
Ihr Herz ist Kot, verjaucht ihr Hirn,
Was hebt sich noch das Taggestirn?
Komm abseits, wenn ihr Götze kreischt,
Umsonst von Gott Gehorsam heischt.
Der Gott der Welt gehorsamt nicht,
Doch heimwärts weitet er die Sicht.
Und wenn du magst, so folge mir,
Und wenn du willst, ich sing aus dir:
„Du bist die Ruh, der Friede mild,
Die Sehnsucht du und was sie stillt.“
– Verse aus Loerkes letzten Lebensjahren (gestorben ist er 1941). Rückerts Gedicht, das Loerke zitiert, eigentlich aus Zweihebern bestehend, tauchte auch schon kurz beim Verserzähler auf: Du bist die Ruh. „Gehorsamt“, von „gehorsamen“; das Verb gibt es wirklich, auch wenn es sehr ungewohnt klingt!