In Anton Weihers Übersetzungen der Homerischen Hymnen (in sechster Auflage 1989 bei Artemis erschienen) finden sich viele bezaubernde Verse, so gleich zu Beginn (Seite 11) im Hymnus an Demeter, die darin von Hekate angesprochen wird:
Waltende Mutter des Jahrs, umstrahlt von Gaben, Demeter,
Wer von den himmlischen Göttern, wer wars von den sterblichen Menschen,
Der dir Persephone raubte? das liebende Herz dir betrübte?
Nach noch vergleichsweise ruhigem Beginn – der erste Vers hat drei zweisilbige Füße – wird der Text schnell, da nur noch leichte, dreifüßige Füße vorkommen; und in dieser Eile löst sich der Satz ein wenig auf, wie an dem „wars“ deutlich wird, das eigentlich in der ersten Vershälfte stehen müsste; und an den locker aneinandergelegten Fragen des dritten Hexameters. Insgesamt eine anziehende Gestaltung!
Den Hexameter selbst beschreibt Weiher in seinem Nachwort mit einem Bild (Seite 138):
Er ist ein Wasser, auf dem das Schiff des Geistes stolz einherfahren kann; er trägt es, nicht aber ohne sein eigenes Wesen in Wellen, Wogen, Ballungen, hochspritzenden Schäumen, Brausen und Tosen geltend zu machen.
Und das meint dann wohl, ganz unbildlich: „Satz“ und „Vers“ sind gleichwertige Größen, und die Aufgabe des Schreibenden ist es, ihre unterschiedlichen Bedürfnisse zu erkennen, sie aufeinander zu beziehen und ihnen schließlich so nachzukommen, dass ein lebendiges, ausgewogenes, schönes Ganzes entsteht.