„Wie erzählen?“ – eine auch für die Verserzählung wichtige Frage! An Antworten, Ratschlägen und Ratgebern mangelt es dabei nicht; manchmal erscheinen sie sogar an unerwarteter Stelle, wie zum Beispiel in Achim von Arnims Roman „Gräfin Dolores“:
Hierauf begann der Prinzenhofmeister, mit verschränkten Beinen ruhig sitzend, seine wohlüberlegte Erzählung.
„Da ich nach dem freundschaftlichen Wunsche des lieben Barons von allen frühern Ereignissen schweigen soll, die meiner Führung des mir anvertrauten jungen hoffnungsvollen Erbprinzen alle Ehre machten, und bloß von dem schmerzlichen Tage reden muss, der alle meine guten Lehren vernichtete, so kann ich es mir zur Genugtuung wenigstens nicht versagen, die Grundsätze zu entwickeln, denen ich in der Erziehung gefolgt bin, und denen ich auch auf der Reise treu geblieben, welche die Erziehung des Prinzen beendigen sollte.“
„Nicht so breit und steif“, sagte der Baron, „reden Sie wie gewöhnlich, sonst werden Sie nimmermehr fertig; kurz will ich erzählen, Sie reisten mit dem Erbprinzen nach Hause und auf einem Seitenwege kamen Sie an einen See …“
Der Prinzhofmeister: „Sehr gut gesagt. Ich ritt mit meinem Erbprinzen ganz allein durch einen tiefen Hohlweg; die Baumwurzeln hingen über uns in der Luft, der Weg war frisch aufgerissen, der Boden noch nass, aber der Regensturz hatte sich in einem Bache verlaufen, der uns an das Ufer eines großen Sees brachte, das, so weit man sehen konnte, nichts als Wacholderbeersträuche hervorbrachte. Wir fanden ein kleines Haus und dabei eine Fähre; der Fährmann, der aus dem Hause trat, fragte uns, ob wir nach der Festung übersetzen wollten, die wir jetzt wie eine Perle auf einem großen blauen Türkis in der Mitte des Sees liegen sahen.“
„Nicht so breit und steif“ – eine kurze und äußerst verständige Antwort, wie mir scheint! Und eine wirksame; denn „Sehr gut gesagt“ lässt sich auch vom zweiten Ansatz des Prinzhofmeisters sagen, dem zu lauschen eine Freude ist.