Eine einfache Abwandlung der Brunnenstrophe entsteht, wenn der dritte Vers in Metrum und Reim verdoppelt wird. Den so entstandenen Fünfzeiler hat zum Beispiel Theodor Storm in „Verirrt“ verwendet:
Ein Vöglein singt so süße
Vor mir von Ort zu Ort;
Weh, meine wunden Füße!
Das Vöglein singt so süße,
Ich wandre immerfort.
Wo ist nun hin das Singen?
Schon sank das Abendrot;
Die Nacht hat es verstecket,
Hat alles zugedecket –
Wem klag ich meine Not?
Kein Sternlein blinkt im Walde,
Weiß weder Weg noch Ort;
Die Blumen an der Halde,
Die Blumen in dem Walde,
Die blühn im Dunkeln fort.
Wobei Storm verschiedene Dinge vorführt, die man mit dieser Form anstellen kann: Die Wiederholung des Reimworts aus V1 in V4 zum Beispiel ( „süße“ in S1, „Walde“ in S3); in S2 ist V1 ungereimt, was sich ergibt, wenn die ursprüngliche vierzeilige Strophe nur halbgereimt war (aus xaxa wird xabba). Das kann auch durch ein ganzes Gedicht hindurch tragen, die Beispiele dafür sind zahlreich! Friedrich Hebbels „Der junge Schiffer“ beginnt so:
Dort bläht ein Schiff die Segel,
frisch saust hinein der Wind!
Der Anker wird gelichtet,
das Steuer flugs gerichtet,
nun fliegts hinaus geschwind.
Ein kühner Wasservogel
kreist grüßend um den Mast,
die Sonne brennt herunter,
manch Fischlein, blank und munter,
umgaukelt keck den Gast.
Eine angenehm zu lesende Strophe, die sich auch ohne große Mühe schreibt und daher sicher einen Versuch wert ist!