Erzählverse: Der trochäische Vierheber (60)

Johann Georg Fischer hat einige lange Texte im trochäischen Vierheber geschrieben, die Freunde und Gefährten zum Inhalt hatten, und damit auch immer: Die Erinnerung an die gute, alte Zeit. So heißt es zum Beispiel in „Tuch und Leder“:

 

Alte Zeit und Augenweide,
Stolzer Fuhrknecht mit den sechs und
Acht und zwölf und zwanzig Rossen,
Zwanzig Knöpfen an dem Brusttuch,
Gold’ne Zeit, wer bringt dich wieder,
Deine Fuhren, deine Einkehr
Bei den schweren Metzelsuppen?
Nur des Schwarzwalds Tannenflößer
Haben deiner Herrlichkeit noch
Einen treuen Rest gerettet.
Aber auf dem Vorsprung ihrer
Wagen steh’n der Eisenbahnen
Uniforme Kondukteure,
Und dem Kellner aus der Hand noch
Reißt der eine Wurst und Bierglas,
Eh sie zischt, die Dampfmaschine,
Doch der and’re pfeift – und vorwärts
Schlenkerts vierundsechzig Wagen,
Dann ein Rauch noch, und dann nichts mehr!

 

Früher war, wie alle wissen, nicht alles besser. Aber darauf kommt es hier auch nicht an, sondern auf die Versbewusstheit des Textes, die trotz der manchmal harten Zeilensprünge immer für Schwung sorgt, für Bewegtheit und Spannung; in einer Art, in der es ein Prosatext nicht vermöchte. Den Beweis dafür liefert, wie immer, der eigene Vortrag; das laute Lesen.

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