Klopstock und Besson

Für jemanden, der überhaupt nicht ins Kino geht (seit 30 Jahren nicht), lese ich erstaunlich viele Film-Kritiken … Im Falle von Luc Bessons „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“ lohnt das aber durchaus, denn zum einen gründet dieser Film auf einem Comic, den ich in jungen Jahren sehr gern gelesen habe; und zum anderen zählt er zu den Dingen, die entweder Begeisterung oder Abscheu hervorrufen.

Diejenigen Kritiker, die von einem Film Dinge wie eine Geschichte oder Charakterentwicklungen oder überhaupt erst einmal Charaktere erwarten, werden hier eher enttäuscht; wer sich dagegen an der schieren Menge von Einfällen besaufen möchte, bekommt nie zuvor Gesehenes im Übermaß geboten.

Bilge Ebiri bringt das bei the village voice so auf den Punkt:

Valerian and the City of a Thousand Planets is a movie made by someone who knows how to seduce our eyes and ears, and knows well enough to leave our brains alone.“

Und das hat mich an Lessing erinnert, der über eine von Klopstocks längeren Hymnen, „Die Allgegenwart Gottes“, so urteilte:

„Wenn ich Ihnen sagen sollte, was ich denn nun von der Allgegenwart Gottes mehr gelernt, als ich vorher nicht gewusst; welche von meinen dahin gehörigen Begriffen der Dichter mir mehr aufgeklärt; in welcher Überzeugung er mich mehr bestärket: so weiß ich freilich nichts darau zu antworten. Eigentlich ist das auch des Dichters Werk nicht. Genug, dass mich eine schöne, prächtige Tirade uber die andere angenehm unterhalten hat; genug, dass ich mir, während dem Lesen, seine Begeisterung mit ihm zu teilen geschienen habe: muss uns denn alles etwas zu denken geben?“

Eine andere Zeit, eine andere Sprache, ein anderes Medium; aber einige Dinge sind halt, was und wie sie sind …

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