Der Blankvers kann eigentlich alles; auch „Überzeugungsrede“. In Heinrich von Kleists „Prinz Friedrich von Homburg“ sagt zum Beispiel Natalie zum Kurfürsten, der gegenüber einer Begnadigung Bedenken in Bezug auf das „große Ganze“ hat, hier in Gestalt des Vaterlands:
O Herr! Was sorgst du doch? Dies Vaterland!
Das wird, um dieser Regung deiner Gnade,
Nicht gleich, zerschellt in Trümmern, untergehn.
Vielmehr, was du, im Lager auferzogen,
Unordnung nennst, die Tat, den Spruch der Richter,
In diesem Fall, willkürlich zu zerreißen,
Erscheint mir als die schönste Ordnung erst:
Das Kriegsgesetz, das weiß ich wohl, soll herrschen,
Jedoch die lieblichen Gefühle auch.
Das Vaterland, das du uns gründetest,
Steht, eine feste Burg, mein edler Ohm:
Das wird ganz andre Stürme noch ertragen,
Fürwahr, als diesen unberufnen Sieg;
Das wird sich ausbaun herrlich, in der Zukunft,
Erweitern, unter Enkels Hand, verschönern,
Mit Zinnen, üppig, feenhaft, zur Wonne
Der Freunde, und zum Schrecken aller Feinde:
Das braucht nicht dieser Bindung, kalt und öd,
Aus eines Freundes Blut, um Onkels Herbst,
Den friedlich prächtigen, zu überleben.
Der ganz eigene Kleist-Ton ist da; und die überzeugende Wirkung deutlich zu spüren. Was ich nie richtig verstanden habe, ist das „feenhaft“; aber es ist ja erst einmal ein „Mehr und immer mehr“, und da ist es vielleicht auch nicht ganz so wichtig …