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Erzählverse: Der Knittel (6)

„Wallensteins Lager“, von Friedrich Schiller: Das ist ein Text, an dem man nicht vorbeikommt, wenn man sich mit dem Knittelvers beschäftigt! Aus dem vorangestellten Prolog, in Blankversen gehalten, habe ich ja schon unter „Der Blankvers 26“ einige Verse vorgestellt – hier, obwohl ein Knittelbeitrag, ergänze ich noch den Schluss des Prologs. Ziel ist es, den Unterschied vorzuführen zwischen einem alternierenden, reimlosen Vers wie dem Blankvers und dem Knittelvers, der danach durch die ersten Verse des eigentlichen Stücks vertreten wird.

Aber zuerst der Schluss des Prologs:

 

Das heut’ge Spiel gewinne euer Ohr
Und euer Herz den ungewohnten Tönen,
In jenen Zeitraum führ es euch zurück,
Auf jene fremde kriegerische Bühne,
Die unser Held mit seinen Taten bald
Erfüllen wird.

Und wenn die Muse heut,
Des Tanzes freie Göttin und Gesangs
Ihr altes deutsches Recht, des Reimes Spiel,
Bescheiden wieder fodert – tadelt’s nicht!
Ja danket ihr’s, dass sie das düstre Bild
Der Wahrheit in das heitre Reich der Kunst
Hinüberspielt, die Täuschung, die sie schafft,
Aufrichtig selbst zerstört und ihren Schein
Der Wahrheit nicht betrüglich unterschiebt,
Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst.

 

Da ist neben Versbewegung und -klang („fodert“ stimmt so) sicherlich auch der Inhalt bedenkenswert; und auch, wie Schiller mit einem wirkungsmächtigen Sinnspruch schließt.

Nun die ersten Verse des Stücks:

 

BAUERKNABE.
Vater, es wird nicht gut ablaufen,
Bleiben wir von dem Soldatenhaufen.
Sind Euch gar trotzige Kameraden;
Wenn sie uns nur nichts am Leibe schaden.

BAUER.
Ei was! Sie werden uns ja nicht fressen,
Treiben sies auch ein wenig vermessen.
Siehst du? sind neue Völker herein,
Kommen frisch von der Saal und dem Main,
Bringen Beut mit, die rarsten Sachen!
Unser ists, wenn wirs nur listig machen.
Ein Hauptmann, den ein andrer erstach,
Ließ mir ein Paar glückliche Würfel nach.
Die will ich heut einmal probieren,
Ob sie die alte Kraft noch führen.
Musst dich nur recht erbärmlich stellen,
Sind dir gar lockere, leichte Gesellen.
Lassen sich gerne schön tun und loben,
So wie gewonnen, so ists zerstoben.
Nehmen sie uns das Unsre in Scheffeln,
Müssen wirs wieder bekommen in Löffeln;
Schlagen sie grob mit dem Schwerte drein,
So sind wir pfiffig und treibens fein.

 

– Eine ganz andere Welt! Einmal durch den Reim, aber dann auch durch die freiere Senkungs-Füllung. Während man bei den Blankversen sicher sein kann, wie stark die nächsten Silben klingen, ist beim Knittel viel nehr Abwechslung drin, und manchmal auch einiges an Unklarheit. Dieser Vers zum Beispiel:

Ließ mir ein Paar glückliche Würfel nach.

Da muss man, will man ihn der Knittel-Vorschrift entsprechend mit vier Betonungen lesen, schon einige Male ansetzen?! Aber auch bei anderen Versen gilt es zu suchen, und manchmal ist die Frage, welche Silben denn betont werden, auch schlicht nicht zu entscheiden. Trotzdem lässt sich immer eine Bewegungslinie finden, scheint mir; so dass der Vortrag lebendig und unmittelbar wirkt, während die Blankverse doch eher einen abgehobeneren Eindruck hinterlassen. Einfach mal laut sprechen, beides; und dann vergleichend urteilen!

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Anagramm-Geplauder (2)

Wie sieht der Weg aus, der zu einem Anagramm-Gedicht führt?! Da gibt es bestimmt so viele, wie es Anagrammisten gibt. Gar nicht mal so falsch ist der Gedanke, sich technische Hilfe zu sichern – zum Beispiel diesen Anagramm-Generator – und sich eine Angramm-Liste erstellen zu lassen. Die enthält dann erst einmal einiges Unbrauchbares – Abkürzungen, Fachbegriffe, seltene (Fremd)-Wörter -, das sofort entsorgt werden kann. Im Falle eines beliebigen Beispiels, „Sternenlicht“, bleiben danach noch diese Anagramme übrig:

sternenlicht, schelte rinnt, rechnens litt, chile trennst, lichtern nest, schlitten ren, lichten stern, lichten ernst, sichel trennt, schielt rennt, schielt trenn, stichel rennt, stichel trenn, stichelt renn, stilecht renn, leicht rennst, lichte rennst, schient lernt, sichten lernt, scheint lernt, schneit lernt, tischen lernt, nichte lernst, elch rennt ist, elch trenn ist, scher nett nil, recht nest nil, echt lernst in, echt lernt ins, echt renn list, echt renn stil, echt stern nil, echt ernst nil, cents lehrt in, cents ehrt nil, cent lehrst in, cent lehrt ins, cent ehrst nil, cent ehrt nils, ich lernt nest, lichts trenne, lichts entern, lichts ernten, licht trensen, licht nestern, licht sternen, licht ernsten, licht rennt es, licht ren nest, nichts lernte, nichts eltern, schnitt erlen, schnitt lerne, nicht elstern, nicht lernt es, sicht lernten, stich lernten, tisch lernten, sticht lernten.

Daraus lässt sich einiges machen? Selbst wenn man einfach nur von „Sternenlicht“ ausgeht und dieses etwas tun lässt:

Sternenlicht
Schielt, rennt,
Scheint, lernt,
Lernte: Nichts.
Nichts, Eltern!

Das ist nun sicher kein Meisterwerk, klingt aber schon mal wie ein Gedicht?! Für gehaltvollere Aussagen ist mehr Arbeit nötig; ein genauerer Blick ins Angebot. Wer mag, kann den ja versuchen?! Ich beschränke mich auf das offensichtliche, den enthaltenen Schüttelreim (Schüttelreime „an sich“ sind immer Anagramme!). Der bräuchte allerdings, um unmittelbar verständlich zu sein, einer kleinen Einkleidung … Jemanden, der spät für eine Skat-Prüfung lernt und von seiner Herzens-Dame zu einem romantischen Nachtspaziergang aufgefordert wird, zum Beispiel. Der antwortet ihr nämlich:

„Lernen sticht
Sternenlicht!“

Das Spannende an so einer Liste ist: man muss sich mit Wörtern und Zusammenhängen abgeben, die sonst außerhalb des eigenen Denkens blieben. Dabei ist die von einem Programm erstellte Liste aber nur ein Ausgangspunkt – vieles ist möglich, was ein Anagramm-Generator nicht macht! Zum Beispiel Verkürzungen, sagen wir, von „ein“, „einen“ oder „den“ auf „’n“. Dann kann man aus dem eigentlich Buchstabenvorrat ein „n“ herausnehmen und schauen, was die restlichen Buchstaben hergeben …

‚N Lichternest –
Es rennt Licht,
Sternenlicht,
Ins Echt, lernt
‚N rechten Stil:
Lichten Ernst.

Oder man verkürzt „gehen“ auf „gehn“ und ähnliches … Der Möglichkeiten sind viele, gleichgültig, ob man mit Bleistift und Papier anagrammiert oder mit der Hilfe von Programmen! Einfach versuchen, meist kommen erstaunliche Ergebnisse zustande; Sachen, auf die man sonst nie käme.

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Erzählverse: Der Hexameter (37)

Paul Heyses „Thekla“ (5)

Im fünften Gesang bricht Thekla mit Hilfe des Türsklaven von zu Hause auf, schleicht sich zum Gefängnis, besticht einen der Wächter und gelangt so zu Tryphon. Sie hat sich auch schon überlegt, wie sie ihm zur Flucht verhelfen kann, doch leider ist der Apostel angekettet. So bleibt ihr also nur, sich Rat zu holen bezüglich ihres Verlobten, ihrer Mutter, dem christlichen Glauben. Tryphon hingegen ist zutiefst gerührt darüber, dass Thekla, obwohl die beiden ja gar nicht bekannt sind, sich für ihn in Gefahr begibt. Und so reden sie, und reden; und vergessen die Zeit ….

Beim Versaufbau möchte ich nochmal auf die immer gleiche Schlusswendung zurückkommen. Die hat nämlich Auswirkungen auf den ganzen Vers. Denn wenn dieses „X x x / X x“ dem Hörer den Versschluss anzeigen soll, dann darf es nirgendswo sonst im Vers auftauchen, da es sonst für Verwirrung sorgt. Diese Gefahr ist zum Beispiel dann gegeben, wenn die Zäsur in der vierten Einheit liegt, genauer: hinter der unbetonten Silbe der vierten Einheit. Also so:

X x (x) / X x (x) / X x x / X x || x / X x x / X x

Vor der Zäsur kann sich dabei die Schlusswendung bilden – ich habe sie mal fett gekennzeichnet. Wenn sie da erklingt und von der zur Zäsur gehörenden Pause abgeschlossen wird, dann klingt die richtige Schlusswendung, die von der Pause am Versende abgeschlossen wird, bloß noch wie eine Wiederholung.

 

Wer nun Diesem zu Lieb‘ und Jenem und Hunderten handelt,
Kennt er den Herrn, der nur in der Tiefe des innersten Wesens
Ihm sich enthüllt? Er lebt in den Tag hin, glaubens- und gottlos.

 

Ja. Unverkennbarer Apostel-Ton … Worauf es mir hier aber ankommt: Der zweite Vers hat ein kleines Problem.

Kennt er den Herrn, / der nur in der Tiefe / des innersten Wesens

Wenn man ihn nach Sinneinheiten abteilt, erkennt man, dass die zweite und die dritte Einheit genau gleich sind, und praktisch (bis auf einen vorgelagerten unbetonten Artikel) der Schlusswendung entsprechen! Das verwischt die dem Vers eigene Bewegung. Und der dritte Vers hat im wesentlichen die gleiche Sorge …

Aber sicherlich: Ein Vers unter vielen kann das immer machen, bedenklich wird es erst, wenn es in Massen auftritt. Und dass man derlei sogar ganz bewusst zur Versgestaltung einsetzen kann, beweist der berühmte Vers aus dem „Sicheren Mann“ von Mörike – es geht um einen Riesen, der ein Buch aus Scheunentoren vollgeschrieben hat.

 

Endlich am Schluss denn folget das Punktum, groß wie ein Kindskopf.

 

Wieder nach Sinneinheiten aufgeteilt:

Endlich am Schluss denn / folget das Punktum, / groß wie ein Kindskopf.

Mörike hat den Vers auf der Ebene der Sinneinheiten in drei(!) aufeinanderfolgende Schlusswendungen aufgeteilt! Das unterstützt den Inhalt aufs äußerste – da wurde ein Buch wahrlich und wahrhaftig abgeschlossen!? Normalerweise wäre das ein bedenklicher Vers, aber hier ist es  herrlich anzuhören.

Ein anderer Ort, an dem die Schlusswendung nichts zu suchen hat, ist – wenig überraschend – der Versanfang. Wenn man sich die bisherigen Beispiele anschaut, erkennt man, dass zu der Zäsur in der vierten Einheit immer eine zweite tritt, die in der zweiten Einheit liegt. Auch danach folgt eine Sprechpause, und auch davor könnte eine Schlusswendung folgen. Aber Heyse hat vor den wirklichen schweren Pausen immer eine andere Wendung!

Entweder diese: X x x X (wie schon oben):

 

Gottes Gesetz! Nun siehe, wir fanden es eines und vielfach.

 

Wieder der Apostel. Thekla verwendet gegenüber dem Türsklaven die Wendung X x X:

 

Still, mein Freund! Ich bin’s, und komme zu dir, denn ich weiß ja,

 

Alles beide „männnliche“ Zäsuren nach der betonten Silbe. Wenn der Schnitt in der zweiten Einheit nach der unbetonten Silbe erfolgt, sieht die Wendung immer so aus: X x X x.

 

Geh, du Teure! Der Segen des Herrn sei über dem Haupt dir,

 

Wieder Tryphon (offensichtlich). Jedenfalls verkneift sich Heyse die Wendung „X x x X x“ vor einer schweren Zäsur durchgängig. Am nächsten ran reicht so etwas:

 

Halblaut summt‘ er ein Liedchen und pochte den Takt mit der Lanze,
Gähnte dazwischen und kraulte den Bart. Noch zauderte Thekla,

 

Das ist jetzt der Wächter, und „Gähnte dazwischen“ das „X x x X x“, das ich meinte.

Na ja. Das war jetzt wieder eine Menge Versbau …. Aber die Versbewegung ist entscheidend für den Hexameter, und die setzt sich eben aus vielen einzelnen Bestandteilen zusammen. Ich mache Schluss für heute mit dem Erscheinen Theklas in der Zelle.

 

Hell war’s drinnen. Ein Fenster, verwahrt mit eisernem Gitter,
Ließ in das enge Gemach einströmen die Welle des Mondlichts.
Hier auf niedriger Schütte von Stroh lag Tryphon. Verwundert
Stützt er sich auf, da plötzlich die fremde Gestalt in die Pforte
Tritt mit scheuer Gebärde, das Haupt entschleiert, die Stirne
Tief von den Locken verhängt. Ein Traumbild meint er zu schauen.

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Erzählformen: Das Distichon (7)

Goethes „venetianische Epigramme“ sollte man mehr als einmal lesen, will man verstehen, wie das Distichon tickt. Dieses hier zum Beispiel:

 

Oft erklärtet ihr euch als Freunde des Dichters, ihr Götter!
Gebt ihm auch, was er bedarf! Mäßiges braucht er, doch viel:
Erstlich freundliche Wohnung, dann leidlich zu essen, zu trinken
Gut; der Deutsche versteht sich auf den Nektar, wie ihr.
Dann geziemende Kleidung, und Freunde, vertraulich zu schwatzen;
Dann ein Liebchen des Nachts, das ihn von Herzen begehrt.
Diese fünf natürlichen Dinge verlang‘ ich vor allem.
Gebet mir ferner dazu Sprachen, die alten und neu’n,
Dass ich der Völker Gewerb‘ und ihre Geschichten vernehme;
Gebt mir ein reines Gefühl, was sie in Künsten getan.
Anseh’n gebt mir im Volke, verschafft bei Mächtigen Einfluss,
Oder was sonst noch bequem unter den Menschen erscheint;
Gut! schon dank‘ ich euch, Götter; ihr habt den glücklichsten Menschen
Ehstens fertig: denn ihr gönntet das meiste mir schon.

 

Da gefallen mir die ersten drei Distichen besser als die letzten vier; aber insgesamt ein sehr schöner Text mit einer unaufdringlich, aber wirksam gestalteten Sprache. Das bieten auch die anderen Distichen, so dass man bei der Beschäftigung mit ihnen recht wahrscheinlich als unwahr erweisen kann, was Goethe in einem ihrer Hexameter vom „Deutschen“ behauptet:

 

Eine Kunst nur treibt er, und will sie nicht lernen, die Dichtkunst.

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Die Bewegungsschule (19)

Der in der Bewegungsschule vorgestellte Vers berührt sich in vielen Punkten mit anderen Versen. Ich möchte daher hier ein Gedicht von Johann Heinrich Voß einstellen, „Friedensreigen“. Ich stelle seinen Bauplan vor und werfe einen etwas genaueren Blick auf zwei Strophen (wer das ganze Gedicht lesen möchte, kann unter „Gesammeltes“ vorbeischaun, wo ich den Bereich „Anapästische Verse“ etwas umgebaut habe – unter anderem ist da jetzt auch  „Friedensreigen“ zu finden, nebst Anmerkungen von Wilhelm August Schlegel zum Aufbau des Gedichts).

Die von Voß entworfene Strophe hat neun Verse:

ta ta TAM ta TAM ta ta TAM ta
ta ta TAM ta ta TAM ta TAM
ta ta TAM ta TAM ta ta TAM ta
ta ta TAM ta ta TAM ta TAM
ta ta TAM ta TAM ta ta TAM ta
ta ta TAM ta TAM ta ta TAM ta
ta ta TAM ta TAM
ta ta TAM ta TAM
ta ta TAM ta ta TAM ta ta TAM ta TAM

Das Reimschema lautet a b a b c c d d d.

Die verwendeten Verse kommen sehr vertraut daher: V1, V3, V5, V6 sind „Schlussverse“, V7 und V8 sind „Halbverse“; und V9 ist ein „Vollvers“! Sicher, da sind einige „Verkürzungen“ eingemischt, aber die ändern nicht viel. Das tataTAM ist deutlich vernehmbar der Grundbaustein der Versbewegung, wie gleich in der ersten Strophe deutlich wird:

 

Mit Gesang und Tanz sei gefeiert,
O du Tag und, o Nacht, auch du!
Denn er kömmt, der Fried, und erneuert
Die Gefild uns mit Heil und Ruh!
Von der Grenze kehrt, wer gestritten,
Mit der Eichen Laub in die Hütten!
Oh, wie eilt ihr Gang
In der Trommeln Klang,
In der Hörner Getön und dem Siegsgesang!

 

„Mit Gesang„, „O du Tag„, „Denn er kömmt„, „Die Gefild“ – alles Sinneinheiten der Art „ta ta TAM“ am Versanfang! Und in der zweiten Strophe geht das genau so weiter: „Wer daheim„, „O hinaus„, „Mit der Lieb‚“, „Das Gepäck„, „Ja er lebt„, „Ja er lebt„, sechs „ta ta TAM“ eröffnen die ersten sechs Verse.

Da soll dem Leser und Hörer also etwas eingebläut werden; eine Bewegung erst einmal wirklich bewusst werden, ehe es an ihre Abwandlung geht. Und das gilt durchaus für ganze Verse: Das

ta ta TAM / ta TAM / ta ta TAM ta

des allerersten Verses kehrt immer und immer wieder. Zum Beispiel in der vierten Strophe:

 

Wie umzog uns schwarz das Gewitter
Der Verschwornen zu Fuß und Ross,
Der Tyrannen Schwarm und der Ritter,
Ein unzählbarer Mietlingstross!
Doch ein Hauch verweht das Getümmel
Und es strahlt die Sonn an dem Himmel.
Nun beginnt der Tanz
In dem Eichenkranz
Um der Freiheit Altar und des Vaterlands!

 

V1, V5, V6: Alles „ta ta TAM / ta TAM / ta ta TAM ta“. Nur V3 weicht leicht ab!

Noch zum neuten Vers, dem letzten der Strophe – hier „Vollverse“ zu sehen wird auch durch die Zäsur bestärkt, die in allen Strophen dort sitzt, wo sie in „unserem“ Vers auch sitzt; nämmlich genau in der Mitte. Also:

In der Hörner Getön || und dem Siegsgesang!

Um der Freiheit Altar || und des Vaterlands!

Es gäbe sicher noch viel zu entdecken in dieser Strophe, aber ich lasse es damit gut sein, denke ich. Wer mag, kann ja noch selbst schauen; und vielleicht ist die eine oder andere Anregung dabei für das Entwerfen einer eigenen Strophe?!

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Das Königreich von Sede (45)

Im Herz der stillen Sümpfe
Versinkt ein Stiefelpaar,
Und in den Stiefeln: Strümpfe,
Und in den Strümpfen: keiner,
Und auch, ob jemals einer
In beiden wohnhaft war,
Lässt sich nur schwer beweisen …
Ein Stiefelpaar versinkt
Im Sumpf; es schätzt das Reisen.