Rübensinnig

Zur Nacht und im Dunkeln,
Bei gar keinem Licht
Begegnen zum Schunkeln
Sich Menschen im Dunkeln
Auf Feldern voll Runkeln,
Doch sieht’s niemand nicht
Zur Nacht und im Dunkeln,
Bei gar keinem Licht.

Es ist zwar den Rüben
Nicht recht, dass zur Nacht
die Menschen beim Üben
Des Schunkelns die Rüben
Von Hüben nach Drüben
Bewegen (das macht
Die schlafenden Rüben
Hellwach in der Nacht),

Doch will wer im Dunkeln,
Bei gar keinem Licht,
Den Menschen, zum Schunkeln
Entschlossen, im Dunkeln
Auf rübisch zumunkeln
„Ach Freunde, jetzt nicht!“,
Verhallt es im Dunkeln,
Bei gar keinem Licht.

So schweigen die Rüben
Die sämtliche Nacht.
Sie wissen: Das Üben
Des Schunkelns in Rüben
Passiert stets in Schüben,
was nicht so viel macht:
Es kostet die Rüben
Pro Jahr eine Nacht.

Schon träumen im Dunkeln,
Bei gar keinem Licht,
Die Felder vom Schunkeln
Der Menschen im Dunkeln,
Schon hoffen die Runkeln
Auf besseres nicht
Als Ruhe im Dunkeln,
Bei gar keinem Licht.

 

Erzählverse: Der Blankvers (12)

In den ersten elf Teilen von „Erzählverse: Der Blankvers“ sind die formalen Eigenheiten des Verses ausreichend zur Sprache gekommen, scheint mir?! Daher möchte ich im weiteren vor allem die eigentlichen Texte wirken lassen und auf den Versbau betreffende Dinge nur noch im Ausnahmefall eingehen!

Christian Morgenstern hat viel mehr geschrieben als die „Galgenlieder“ und „Palmström“; zum Beispiel den folgenden, recht kurzen Blankvers-Text, der aber trotzdem ein vollwertiger Erzähltext ist!

 

Die beiden Nonnen

Ich müsst‘ es malen, solltet ihr sie sehen,
wie ich sie sah, die beiden schwarzen Schwestern:
Allein sich glaubend im beschneiten Walde,
der Jugend süße Ungeduld nicht zügelnd,
mit einem Male Menschen, Mädchen, Kinder.
Die Kleider flogen um die leichten Füße,
die Hüften wiegten sich, und jubelnd jagten
sie sich mit weißen Bällen durch die Bäume …
Ein schwerer Ast begrub sie fast in Flocken …
Ein Reh erschreckte sie, – und wie des Schreckens
sich schämend, klatschten toll sie in die Hände …
Dann stellten sie sich plötzlich gegenüber
und maßen ihre Kraft, die offnen Finger
verstrickend, bis die eine lachend kniete …
Und fort und fort so heitre Kurzweil treibend,
entschwanden sie dem nicht geahnten Späher,
bis selbst die Stimmen, heller Lieder selig,
im Winterwald sich endlich fern verloren.

 

„Ich müsst‘ sie malen“ – nicht unbedingt. Morgenstern stellt „die beiden schwarzen Schwestern“ sehr anschaulich hin vor das Auge des Lesers?!

Das „heller Lieder selig“ des Schlusses hat mich beeindruckt und so, leicht abgewandelt, seinen Weg in einen meiner Texte gefunden, siehe das „heller Lieder voll“ aus „Das Königreich von Sede (2)“.

Bücher zum Vers (4)

Horst Joachim Frank: Handbuch der deutschen Strophenformen

Ein Band, der sowohl für die, die sich mit strophischer – gereimter wie ungereimter – Dichtung eher historisch beschäftigen, als auch für die, die heute noch selbst strophische Gedichte schreiben, eigentlich unentbehrlich ist.

Das Handbuch ordnet die Strophen nach fünf einfachen Bestimmungen: 1. Zeilenzahl, 2. Anzahl der Hebungen in jedem Vers, 3. Verseingang, 4. Versfüllung und 5. Kadenzenfolge. Das sorgt für große Übersichtlichkeit und schnelle Auffindbarkeit.

Insgesamt sind so 17 zweizeilige, 7 dreizeilige, 126 vierzeilige, 15 fünfzeilige, 51 sechszeilige, 11 siebenzeilige, 48 achtzeilige, 3 neunzeilige, 9 zehnzeilige, 2 elfzeilige, 5 zwölfzeilige, 2 dreizehnzeilige Strophen  erfasst, samt einer vierzehnzeiligen Strophe; insgesamt also ziemlich genau 300 Strophen.

Zu allen diesen gibt Frank die Herkunft an (so weit bestimmbar) und zeigt auf, in welchen Zeiträumen die Strophen von wem für welche Inhalte vewendet und mit welchen Absichten benutzt wurden. Fast noch wichtiger sind für den selbst Schreibenden aber die Hinweise darauf, wie die jeweilige Strophe „tickt“, was also die z.B. die Verslänge oder die Verteilung von betonten und unbetonten Silben für Auswirkungen auf die Satzstrukturen hat, die sich darüber errichten lassen, und derlei mehr.

Allen diese Hinweisen beigegeben sind die Titel einiger ausgewählter Gedichte, mit deren Hilfe man sie sich verdeutlichen kann. Natürlich sind die Hinweise, je nach Wichtigkeit der Strophe, mal mehr, mal weniger ausführlich; immer aber tragen sie sehr zum Verständnis der jeweiligen Strophe bei.

Obwohl 300 Strophen schon eine große Menge sind, bleiben sehr viele andere Strophen unbeachtet – hier wurde unter dem Gesichtspunkt der Häufigkeit ausgewählt. Aber es ist ganz einfach, nach dem vorgestellten Ordnungssystem selbstständig weitere Strophenformen einzugliedern, so dass man sich nach und nach eine noch umfangreichere, auskunftsstärkere Sammlung anlegen kann.

Leider gibt es den fast 900 Seiten starken Band wohl nur noch gebraucht zu erstehen, aber wer die Gelegenheit dazu hat, sollte auf jeden Fall zugreifen! Erschienen ist der Band 1980 bei Hanser und zuletzt 1993 bei UTB.

Erzählverse: Der iambische Trimeter (4)

Die letzten beiden Beiträge haben sich mit der „Innengliederung“ des Trimeters beschäftigt, und ich möchte später auch noch einmal auf diesen sehr wichtigen Punkt zurückkommen; jetzt soll es aber um die Möglichkeiten gehen, die dem Trimeter zur Verfügung stehen, um das strenge und versübergreifende Alternieren aufzulockern!

An den Anfang stelle ich dabei eine Erklärung des Versnamens „Trimeter“. Das ist eigentlich nicht die Bezeichnung des deutschen, sondern die des griechischen Verses, also die des antiken Vorbilds.

Der setzte sich zusammen aus drei („Tri-„) Grundeinheiten („-meter“) der Form „v — v —“ (mit „—“ = „lange Silbe“ und „v“ = kurze Silbe; antike Verse ordneten sich nicht nach der Betonungstärke der Silben, sondern nach ihrer Länge). Der Vers sieht also so aus:

v — v — / v — v — / v — v —

Innerhalb dieser Grundordnung hatte nun der griechische Trimeter die Abwechslung schaffende Möglichkeit, den ersten Iambus jedes Versdrittels, also den ersten, dritten und fünften Iambus jedes Verses, durch einen „Spondäus“ zu ersetzen; ein Austausch von „v —“ gegen  „— —“.

Das ist auch für den Vers, um den es hier eigentlich geht, den deutschen Trimeter, wichtig! Denn die ersten deutschen Trimeter-Texte waren ja Übersetzungen antiker Trimeter-Texte, und viele Übersetzer haben versucht, diese Dreiteiligkeit und damit auch die Möglichkeit, Spondäen zu setzen, ins Deutsche zu übertragen. Als dann später eigenständige deutsche Trimeter geschrieben wurden, gab es drei Ansichten:

– Der antike Vers muss so genau wie möglich nachgebildet werden; die Dreiteilung ist zu beachten, Spondäen sind nur im ersten, dritten und fünften Fuß möglich, sollten aber regelmäßig vorkommen.

– Spondäen sind ein schönes Mittel der Auflockerung, aber die Dreiteilung ist dem Deutschen nicht gemäß; Deutsche Trimeter sind schlicht sechshebige Iamben, und wo genau ein Spondäus auftritt, ist gleichgültig; er sollte sich dabei inhaltlich begründen lassen!

– Griechisch ist Griechisch, Deutsch ist Deutsch; alle Bestandteile des griechischen Verses, die eine direkte Entsprechung im Deutschen haben, werden übernommen, für alles andere muss eine deutsche Entsprechung gefunden werden – oder es muss wegfallen. Das Deutsche hat keine Spondäen, also muss der deutsche Trimeter ohne sie auskommen.

Eigentlich gibt es also mehr als einen „deutschen Trimeter“; wenn man einige davon gelesen hat, kann man auch ganz gut zuordnen, welcher „Denkschule“ der Verfasser angehört.

August von Platen war öfter als nicht Mitglied der ersten Gruppe. Die folgenden fünf Trimeter spricht der „Wirt“ am Anfang des fünften Aktes des Platenschen Lustspiels „Die verhängnisvolle Gabel“:

Verdächtig kommt mir diese fremde Lady vor,
Die nie den Schleier lüftet und so wenig spricht.
Reich mag sie sein, nach allem, was der Diener sagt,
Steinreich; doch eine Fledermaus an Hässlichkeit,
Wenn nicht was Fürchterlichres noch dahinter steckt.

Das „Steinreich“ am Anfang des vierten Verses wäre einer dieser „Spondäen“, der Versuch eines deutschen „— —“ im ersten Versfuß. Und auch ein gelungener Versuch, finde ich!

Das „Reich mag sie sein“ aus V3 ist dagegen eher ein Auflockerungsmittel aus den neueren Sprachen, eine versetzte Betonung: „Reich mag“ als „— —“ zu lesen, scheint mir nicht möglich, und statt „Reich mag / sie sein„, „x X / x X“, liest hier sicherlich fast jeder „Reich mag / sie sein„, „X x / x X“?!

Das wäre dann aber schon die Art Auflockerung, mit der sich die nächsten Beiträge beschäftigen sollen. In diesem wollte ich lediglich auf den „Spondäus“ hinweisen, und darauf, dass dieses Merkmal des griechischen Verses von vielen Verfassern im Deutschen nachgebildet worden ist; mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Ich werde daher in den weiteren Beiträgen immer mal wieder auf solche Spondäen hinweisen!

Das Königreich von Sede (9)

Das neue Jahr beginnt erst; scharf weht, kalt der Wind.
Beim ersten Dämmern sitzt des Königs alter Narr,
Sitzt Schemel also, denn sein Schlaf ist kurz und leicht:
Hoch oben auf dem Nordturm, still in sich versenkt.
Kaum tönt die Laute, während Schemel tonlos singt –

Der Frühling streute Blumen aus
Mit blütentrunkner Hand,
Der Winter schlich ihm hinterher,
Zertrat, was er nur fand,
Ging lachend fort zum Nebelhaus –
Die Wiesen stehen leer

„Und trotzdem wird der Frühling kommen.“ – Kanapee,
Der alte König, längst verdammt zu kurzem Schlaf
Auch er: tritt neben seinen Narren. Der schaut auf –
„Der Frühling kommt bestimmt, mein König; doch für wen?“
– Und lässt die Laute wieder tönen, kaum, und singt.

Schüttel-Prosimetrum

Als die ersten Brandpfeile in die hölzernen Wälle seiner Festung einschlugen, reimte sich der König sofort zusammen, was los war: Sein Bruder probte den Aufstand! Jedoch waren die Brände – der freiwilligen Feuerwehr sei Dank! – bald unter Kontrolle, und von oben herab rief der König,

die Hand voll Stolz erhoben:
„Bleib standhaft, Holz! Zerstoben
ist schon sein Traum, verschenkt
der Thron, im Schaum ertränkt!“

Dem Bruder aber blieb nichts, als ohnmächtig die Faust gegen das Bollwerk zu schütteln.

Erzählverse: Der trochäische Vierheber (10)

Der Vierheber hat, das dürften die bisherigen Beispiele gezeigt haben, eine enge Verbindung mit der Geschichtenerzählerei; Selbst wenn ein „Ich“ vorkommt, geht es weniger um seine Welterfahrung – sein Leiden an ihr, Glück, Liebe, Tod, alles ausgesprochen im Gedicht: Fehlanzeige.

Die folgenden beiden Gedichte stammen von Ricarda Huch, ich entnehme sie dem fünften Band ihrer „Gesammelten Werke“, erschienen 1971 bei Kiepenheuer & Witsch; „Nächtliche Meldung“ findet sich dort auf Seite 70, „Der Nebenbuhler“ auf den Seiten 82-84.

Inhaltlich sind sie eine seltsame Mischung. Immer noch ein Erzählen, aber eben auch ein Berichten über die eigene Befindlichkeiten?!

 

Nächtliche Meldung

Wachte auf früh vor dem Tage,
Zwischen Mitternacht und Morgen.
Was betörte meinen Schlummer,
Mir vom Auge zu entweichen?
Einen Schleier vor den Augen,
Einen Schleier vor der Seele
Fühl‘ ich, kann mich nicht besinnen.

Da die Schleier nun zerrissen,
Hör ich eines Hundes Bellen,
Hör ihn wimmern laut und kläglich,
Echo ist das nächt’ge Schweigen.
Hündlein, Kauztier, Leichenkünder,
Strich ein Geist an dir vorüber?
Seele eines jüngst Gestorbnen?
Wessen Tod willst du mir melden?
Schwebt‘ er sanft mit leichtem Fluge,
Wie ein Vogel aus dem Käfig,
Hündlein, war es meine Mutter.
Irrt‘ er zitternd auf und nieder,
Wie im Winde Kerzen flackern,
Hündlein, war es mein Geliebter.
Oft noch wird er dir erscheinen,
Wie ein Hauch aus bangen Seufzern,
Wie ein Duft von Blut und Tränen,
Bis in einer Nacht ich selber,
Hündlein, dir vorüberschwebe,
In das stille Land zu schweben.

 

Mir scheint inzwischen, will man als Verfasser mit diesem Vers einen längeren Text gestalten, so ist dafür vor allem eins vonnöten: Anschaulichkeit. Nun ists Huchs Text nicht übermäßig lang, und anschaulich ist er nicht zuletzt durch die vielen Vergleiche sicher auch; trotzdem mischt sich für mich auch ein Gefühl der Leere ein, als fehlte etwas?! Nicht, dass es dem Gedicht wirklich schadet; aber es ist da.

(Kurzer formaler Zwischenruf: „Hündlein, Kauztier, Leichenkünder“ ist der einzige Vers in beiden Texten, bei dem Wörter der Art „X x“ die Versfüße der Art „X x “ decken; eine Aufzählung. Hatten wir ja schon!)

 

Der Nebenbuhler

In des Glückes Wonnemonden,
Als wir beide Hand in Hand noch
Durch das frohe Leben sprangen,
Hast du oft zu mir gesprochen,
Wenn dein Haupt an meiner Brust lag:
„Könnt ich doch auf diesem Kissen,
Diesem weichen, vielgeliebten,
Immer wann ich wollte ruhen.
Doch mir ahnt, mich wird das Schicksal
Weit von dieser Stätte bannen,
Nichts mir lassend als im Auge
Wasser und im Herzen Heimweh.
Aber kühlend, wie der Westwind
Weht an heißen Sommertagen,
Wird dein Schwur mein Leid erquicken,
Den du oftmals mir geschworen:
Nie an dieser teuren Stätte,
Wo dein Liebling selig ruhte,
Einen andren Freund zu hegen,
Denn ich müsste daran sterben.“
Oftmals hab ich’s dir geschworen,
Wie ein Wiegenlied, ein altes,
Das man nimmer satt zu hören
wird, dir’s heimlich zugeflüstert.
Sieh, was hab ich nun begangen?
Mir am Busen liegt ein Liebchen,
Schwarz sein Köpfchen wie das deine,
Du mein fernes, doch ein andres,
Schmiegt und drängt sich immer dichter,
Und mit glänzend schönen Augen
Schaut es forschend in die meinen,
Und mir scheint, es macht nicht Miene,
Von dem Platze je zu weichen.
Ach, was sagt nun mein Geliebter?
„Deinen Schwur hast du gebrochen,
Mir, der deiner Seele traute,
Wie ein Kind traut seinem Engel,
Wie ein Moslim seinem Sterne.
Wandle du nun deine Bahnen;
Nicht bei Nacht und nicht bei Tage
Wirst du deinen Gatten treffen,
Dem du Leib und Seele teiltest.“
Höre auf, du Vielgeliebter,
Höre auf mir so zu fluchen.
Nimmer hab ich dich verraten,
Nicht im Traum und nicht im Wachen;
Liebe hielt ich dir und Treue,
Will sie immerdar dir halten.
Der an meinem Busen schlummert
Ist ein kleines junges Kätzchen,
Schwarz von Pelz, und seine Augen
Grün und glänzend wie Smaragden.
Fühl ich’s warm an meinem Halse,
Schließ ich oftmals meine Augen,
Träume von den Wonnemonden,
Wo dein Haupt an meiner Brust lag,
Und wir beide Hand in Hand noch
Wie zwei gute Kameraden
Über Berg und Tal des Lebens
Wanderten bei Sturm und Sonne.

 

Das ist immer noch eine Art von Erzählen; aber der Eindruck der Leere hat sich verstärkt? Es gibt weniger, und unauffälligere Vergleiche als in der „Meldung“; und der Text um einiges länger. Ich habe den Text gern gelesen (Gedichte mit einer Katze drin sind immer lesenswert), aber ich kann mir gut vorstellen, dass hier mancher die Geduld verliert?! Oder genügt die Schnelligkeit, mit der man durch die Zeilen fliegt, in Zusammenhang mit der Art, wie Huch die Sprache zwar nie besonders, aber doch immer abwechslungsreich in die Verse legt, doch, den Leser bei der Stange zu halten?

Hm … Wenn es da eine Trennlinie gibt, scheint mir, die „Meldung“ ist noch auf der richtigen Seite; der „Nebenbuhler“ aber knapp auf der falschen.

Ich kann es aber nicht wirklich sagen, das sind zwei eigenartige Texte, von denen ich nicht recht weiß, wo ich sie hinstecken soll.

Das Königreich von Sede (8)

Was bleibt

Prinz Klappstuhl lauscht bedrückt dem Klang der Kirchturmuhr
Tief drunten in der Stadt: Zwölf Schläge, Mitternacht!
Lang hat er auf dem Turm sein schweres Los bedacht;
Nun zeigt sich ihm ein Geist. Die Schattenkreatur

Geht stumm von Haus zu Haus, sucht einen Liebesschwur,
Der heut gebrochen ward, sucht Glück, das vor der Macht
Des Schicksals nicht bestand, will in verbrauchte Pracht
Sich hüllen kurze Zeit, will ein paar Stunden nur

Durch einen alten Traum, den sie als letzte träumt,
Sich fühlen wie ein Mensch, in dem das heiße Blut
Der Liebe kräftig fließt und leidenschaftlich schäumt.

Der Prinz schaut lange zu. Dann greift er resolut
Ins Herz sich, nimmt ihr Bild, tritt trotzig vor und säumt
Nicht mehr, er wirft, verschenkt den letzten Funken Glut.