Mit Versen erzählen!? (8)

In früheren Zeiten hat man sich über das epische Erzählen mit Versen viele Gedanken gemacht. Gustav Freytag etwa hat in „Neue epische Dichtungen auf dem deutschen Büchermarkt“ erst über den dazu passenden Vers nachgedacht – und fast alle Versarten ausgechlossen, zum Beispiel:

Der Hexameter ist einst bei einem fremden Volk aus Klangverhältnissen der Wortsilben entstanden, die wir durch unsere Hebungen und Senkungen nur unvollständig nachahmen können, er macht, wenn seine Schulregeln streng beobachtet werden, den Redegang unvermeidlich steif und geschraubt und er wird durch den trochäischen Fall, den er im Deutschen erhält, bei nachlässiger Behandlung nur zu leicht einförmig. Es gehörte der feine Sprachsinn Goethes dazu, ihn mit Freiheit zu gebrauchen.

Übrig bleibt am Ende noch der fünfhebige Iambus. Freytag:

Er hat am wenigsten Farbe und lässt sich wohl mit den durchsichtigen Lasuren der Malerei vergleichen, welche über jeden Farbenton des Stoffes gezogen werden können. Es sind feine Wirkungen mit ihm hervorzubringen, aber er verlangt eine schöpferische Kraft, welche ihn geschickt dem jedesmaligen Stoff anzupassen weiß. Auch bei ihm sind für einen jungen Dichter Schwierigkeiten zu überwinden; zunächst macht gerade sein durchsichtiger, nie stark in das Ohr fallender Rhythmus eine große Herrschaft über die Sprache nötig. Gerade bei ihm ist die Behandlung der Zäsuren, das Maß der rhythmischen Freiheiten, die Verwendung männlicher oder weiblicher Ausgänge und die Benutzung des Reims von großem Einfluss auf seinen Charakter, und jede Unbehilflichkeit des Dichters, die bei andern Versen eher durch den Klang des Metrums und des Reims überdeckt wird, tritt an ihm unverhüllt zu Tage.

… Da ist was dran! Aber auch über die Art, wie der Vers mit Inhalt gefüllt werden sollte, und mit welchem Inhalt: weiß Freytag zutreffendes anzumerken.

Der Vers ist ein schlechter Überzug für eine Erzählung ohne Interesse, ohne Zusammenhang und logische Folgerichtigkeit. Wer in Versen erzählt, wird auch in der Auswahl der charakterisierenden Momente, durch welche er schildern oder stimmen will, große Sicherheit besitzen müssen, denn ihm stehen verhältnismäßig weniger Momente zu Gebote, als dem Erzähler in Prosa. Ein einzelnes Bild muss oft die Stärke einer leidenschaftlichen Bewegung, zwei, drei kleine Striche vielleicht eine Örtlichkeit, zum Beispiel einen landschaftlichen Hintergrund, lebendig vorführen. Wenn das Gemüt des Dichters das Zweckmäßige hier nicht kräftig empfindet, wird aller Wortreichtum unnütz sein. Der Vers unterstützt in großartiger Weise die Wirkung einer richtig empfundenen Charakteristik, weil er das wahr Empfundene viel vornehmer zu sagen vermag, als der prosaische Satz, aber er wird peinlich, wenn er den Mangel solcher Empfindung durch sein Geklapper ersetzen soll. Und grade sein Klang verführt leicht zur Phrase.

Das Für und Wider der Verserzählung, knapp aber klar auf den Punkt gebracht!

Die Bewegungsschule (50)

Die bisher vorgestellten Möglichkeiten sind, bezogen auf den eigentlichen „Bewegungsschulenvers“:

– Ein kürzerer „Vollvers“, der die Grundgröße eines Gedichts ist, in dem aber auch „Halbverse“ und „Schlussverse“ vorkommen können;

– Ein längerer Vers, der sich aus einem „Vollvers“ und einem „Schlussvers“ zusammensetzt.

Beide Formen können aber durchaus auch im selben Gedicht auftauchen! Ich zeige das an einem Stück von Robert Eduard Prutz, „Die politische Wochenstube“.

Dort findet sich ganz am Schluss eine Parabase, in der „der Dichter“ seine eigene Meinung darlegt. Er beginnt in alternierenden Reimversen, denen ein Übergangsteil mit kürzeren Versen der oben genannten Art folgt; an diese schließen sich dann die längeren Verse an. Die Reimverse erklären dabei erst einmal, was überhaupt vorgeht! Der Dichter, behauptet Prutz,

 


Darf den Göttern seines Herzens frei vor allem Volke huldigen,
Darf sogar, mit leiser Stimme, seine Fehler selbst entschuldigen.

Drum fröhlich heraus, drum fröhlich heraus,
Anapästisch geflügelte Maße!
In dem Festtagsschmuck, in dem Tänzergewand,
Vollduftigen Kranz in entfesseltem Haar,
Mit den Sohlen geklatscht und die Schellen gerührt,
Dionysische, göttliche Freude!

Wohl ehezuvor, wenn sonst der Poet euch lyrische Strophen geklimpert,
Von Freiheitdrang, von Zukunfttraum und der sehnenden Hoffnung der Jugend:

 

Die Reimverse vor dem angeführten Paar haben gewöhnliche weibliche Reime; „huldigen / entschuldigen“ ist dann ein Reim mit ungewohnten zwei unbetonten Silben am Schluss! Das ist eine pfiffige Überleitung, finde ich, zu den folgenden Versen, die ja nicht mehr dem strengen „Auf und Ab“ folgen, sondern dem „tataTAM“ verpflichtet sind!

Die sechs kürzeren Verse sind dabei ein Vollvers, ein Schlussvers, drei Vollverse und wieder ein Schlussvers, alle formvollendet gebaut! Dann setzen die Langverse ein, und in ihnen ist die ganze, mehrere Dutzend Verse lange Selbstauskunft des Dichters gehalten.

Dieser kleine Ausschnitt zeigt: Der Bewegungsschulenvers ist, wie sein „großer Bruder“, durchaus in der Lage, im Verbund mit anderen Versen aufzutreten; was die Möglichkeiten der Textgestaltung noch einmal gewaltig erweitert! Erst recht, wenn man die Möglichkeit dazunimmt, andere Verse nicht nur abschnittsweise mit „unseren“ Versen wechseln zu lassen, sondern sie sogar unter diese zu mischen!

Auch dafür bietet Prutz ein Beispiel, kurz vor dem oben beschriebenen Ausschnitt:

 

O erschein‘, o erscheine, wir flehen dich an,
Zu lösen die Kette, zu sprengen das Band;
Dem zerschlagenen,
Seelezermarterten,
O erscheine dem flehenden Volke!

 

– Die ersten beiden Verse sind Vollverse, wobei der zweite durch die verschobene Zäsur und das einzelne „ta“ am Verseingang drei aufeinanderfolgende Wortfüße, will heißen: Sinneinheiten der Form „ta TAM ta“ erzeugt, die bekanntlich in der Häufung eine träge, schwunglose Bewegung zur Folge haben; man findet diese Bewegung oft in Reimversen, und tatsächlich ist „an / Band“ ja nicht so weit weg von einem Reim!

Nach diesen beiden Versen folgen zwei kurze Verse, deren Bewegungsmuster nicht zu denen „unserer“ Verse gehören, weder des kürzeren noch des längeren! Ganz fremd sind sie aber auch nicht durch ihre vielen „tata“; und setzt man sie zu einem Vers zusammen …

Dem zerschla– / genen, see– / lezermar– / terten,

ta ta TAM / ta ta TAM / ta ta TAM / ta ta

… erkennt man, sie unterscheiden sich zusammen von einem Schlussvers nur durch ein überzähliges „ta“ am Versende! Der letzte Vers ist dann, wie es sich gehört, ein tadelloser Schlussvers.

Und so bieten sich wieder neue Möglichkeiten. Ganz am Anfang der „Bewegungsschule“ stand ein einzelnes „tataTAM„; daraus hat sich inzwischen auf der Grundlage eines vergleichsweise einfachen Verses eine unübersehbare Fülle von Bewegungslinien und damit Darstellungsmöglichkeiten entwickelt, die aber alle aus diesem Ursprung hervorgegangen sind und noch von ihm wissen – und Zeugnis ablegen von ihm im Ohr des Hörers; wodurch ein Verfasser, der sich dieser Form bedient, eine große Freiheit hat bei der gleichzeitigen Sicherheit, stets den Eindruck von Zusammengehörigkeit und Einheit zu vermitteln.

Die Bewegungsschule (49)

Auch der erste Teil von Friedrich Rückerts „politíscher Komödie“ Napoleon nutzt den in (47) vorgestellten „großen Bruder“ unseres Bewegungsschulenverses; allerdings auf eigene Weise – und damit ist noch nicht einmal die über viele Dutzend  Verse durchgehaltete „i“-Assonanz gemeint!

Ziemlich zu Anfang tritt der auf einem Storch reitende „Geist der Zeiten“ auf:

 

Wär nicht mein Blick schon an Wunder gewöhnt, und machte vor euerem Blicke
Nicht auch zu ’ner Art von Wunder mich selbst der Vogel, auf welchem ich sitze;
So würd ich jetzt mich wundern, und euch auch höflich zu wundern euch bitten,
Nicht über den Hahn; denn solcherlei Vieh gibt’s eben auf jeglichem Miste:
Nein, über ein anderes Paar vielmehr von seltsamen Wundergeschwistern,
Die spornstreichs über das Meer herziehn in erstaunungswürdigem Ritte,
Mit seltenem Putz, mit seltnem Gezeuch, halb reitend auf seltenem Tiere,
Und halb auf der Luft; ihr Blick ist stolz, sie scheinen vom Lande der Briten.

 

Besagtes Paar sind „Der Ritter St. Georg, mit dem Dreizack in der Hand, auf einem Leoparden; ihm zur Seite ein fliegender Engel mit einer Trompete“. Der Inhalt ist ein wenig … wunderlich, um das Wort einmal aufzunehmen; aber hier geht es ja vor allem um den verwendeten Vers!

Da fällt eine gewisse Nachlässigkeit auf: Eins von zwei Dingen muss zutreffen – entweder werden die „tata“ recht leichtfertig zu „ta“ verkürzt, oder die als Ersatz für ein „tata“ gewählten „TAM“ sind sehr schwach. Das hat in den ersten drei Versen deutliche Auswirkungen auf die Versbewegung! „So würd ich jetzt mich wundern, …“, der Anfang des dritten Verses, klingt zum Beispiel wie einer der handelsüblichen „Auf-und-Ab-Verse“?! Das aber wirklich dieser Vers …

ta ta TAM / ta ta TAM | ta ta TAM / ta ta TAM || ta ta TAM / ta ta TAM / ta ta TAM / ta

Grundlage des Textes ist, zeigt sich vom vierten bis zum siebten Vers:

Nicht ü– / ber den Hahn; | denn sol– / cherlei Vieh || gibt’s e– / ben auf jeg– / lichem Mis– / te:
TAM TAM / ta ta TAM | TAM TAM / ta ta TAM || TAM TAM / ta ta TAM / ta ta TAM / ta

Nein, ü– / ber ein an– / deres Paar / vielmehr || von selt– samen Wun– / dergeschwis– / tern,
TAM TAM / ta ta TAM / ta ta TAM / TAM TAM || ta TAM / ta ta TAM / ta ta TAM / ta

Die sporn– / streichs ü– / ber das Meer / herziehn || in erstau– / nungswür– / digem Rit– / te,
ta TAM / TAM TAM / ta ta TAM / TAM TAM || ta ta TAM / TAM TAM / ta ta TAM / ta

Mit sel– / tenem Putz, | mit sel– / tnem Gezeuch, || halb rei– / tend auf sel– / tenem Tie– / re,
ta TAM / ta ta TAM | ta TAM / ta ta TAM || TAM TAM / ta ta TAM / ta ta TAM / ta

Hier gibt es zwar auch vergleichsweise viele Stellen, an denen ein „tata“ zu einem „ta“ verkürzt wird, aber sie nehmen nicht überhand und die Grundbewegung des Verses bleibt immer erkennbar! Im achten Vers dagegen sind es schon wieder so viele Verkürzungen, dass die Versbewegung unklar wird.

Und so das ganze Stück hindurch – immer mal wieder Verse von großer Klarheit, dazwischen aber maches verwaschene, unklare. Wunderbar setzt zum Beispiel eine Aufforderung St. Georgs die Versbewegung um:

 

Nimm, Engel, die Siegstrommet‘ an den Mund, ruf‘ Albions Preis in die Winde!

 

– Ein Vers, den zu sprechen Freude macht.

Das Ein-Vers-Gedicht (20)

Wieder eins von Friedrich Rückerts „Plattdeutschen Sprichwörtern“ (ich lese gerade wirklich gerne in ihnen), diesmal aber  ein wirklicher Hexameter, und das meint: ohne Reim!

 

Leisester Handdruck schmerzt, wenn einer die Gicht in der Hand hat.

 

Wieder eine feine Gestaltung der zwei- und dreisilbigen Einheiten – die zweisilbigen mit recht schwerer zweiter Silbe, die dreisilbigen mit sehr leichter zweiter und dritter Silbe:

Leisester / Handdruck / schmerzt, || wenn / einer die / Gicht in der / Hand hat.

Wollte man unbedingt etwas bekritteln, man könnte anmerken, die ersten beiden Versfüße stimmen mit den Wörtern überein, statt dass sich die beiden Größen „schneiden“ – aber das hieße einen guten Grundsatz übertreiben!

Das Ein-Vers-Gedicht (19)

1855 hat Friedrich Rückert mehrere Hundert „Plattdeutsche Sprichwörter“ geschrieben, was meint: oft schon vorhandene Sprichwörter in Versform gebracht, meist in die Form eines einzelnen Hexameters. Davon werde ich hier bestimmt noch einige vorstellen! Den Anfang macht ein Vers, in dem mich, ausnahmsweise! der Reim nicht stört; vielleicht, weil er, statt Aufmerksamkeit von der Bewegungslinie des Verses wegzunehmen, diese Linie vielmehr zu gestalten hilft!

 

Geld macht witzig was dumm ist, was rauh glatt, grade was krumm ist.

 

Geld macht / witzig was / dumm ist, || was / rauh glatt, / grade was / krumm ist.

Eine gar nicht mal so kleine Zahl dieser Sprichwörter ist gereimt, und viele sind auf andere Art rau oder ungeschliffen – das gehört vielleicht dazu, wenn es um solche „volkstümlichen“ Texte geht?! Hier ist, was den Versbau angeht, allerdings nichts davon zu bemerken: Die dreisilbigen Einheiten weisen, wie es sich gehört, sehr leichte Silben in der Senkung auf, während die zweisilbigen Einheiten eine vergleichsweise schwere Silbe in der Senkung haben – der Vers hat Kraft und Schwung, was durch den aufgelockerten Satzbau unterstützt wird; und davon kann auch der enthaltene Reim nicht ablenken!

Die Bewegungsschule (48)

Der in (47) mit Hilfe einer Übersetzung vorgestellte „große Bruder“ des „Bewegungsschulen-Verses“ ist für  deutsche Texte sehr selten verwendet worden. August von Platen etwa nutzt in in seinem Schauspiel „Der romantische Ödipus“:

 

Wohl sind ja Homer und die Griechen beliebt, nicht weil sie die Griechen gewesen,
Nein, weil der Natur stets treu sie verharrt, weil falsche Manier sie verabscheut,
Drum leuchten sie uns als Muster voran, als göttliche Regel der Schönheit.

 

TAM TAM / ta ta TAM | ta ta TAM / ta ta TAM || TAM TAM / ta ta TAM / ta ta TAM / ta
TAM TAM / ta ta TAM | TAM TAM / ta ta TAM || TAM TAM / ta ta TAM / ta ta TAM / TAM
TAM TAM / ta ta TAM | TAM TAM / ta ta TAM || TAM TAM / ta ta TAM / ta ta TAM / ta

Ohne die Griechen geht es dann doch nicht?! Ein heute nicht mehr vermittelbarer Tonfall jedenfalls, fürchte ich, wenn Platen den Vers auch geschickt und sicher handhabt; wie er zum Beispiel die Anfänge der Versteile immer wieder etwas „beschwert“, damit der Vers nicht zu früh ans Laufen kommt, ist einen genaueren Blick allemal wert!

Ohne Titel

Im Gegensatz zu einem Frosch,
Der einfach lebt, gierst du, o Mensch!
Nach Sinn; und gierst nach einem Gott.

Du suchst verzweifelt einen Gott
Und findest keinen, bis ein Frosch
Dir Schicksal wird – der sonnt, o Mensch!

Am Graben sich, und weil, o Mensch!
Er satt ist, fehlt ihm nichts, kein Gott,
Er ist, nichts fehlt ihm, reiner Frosch;

So wird der Frosch, o Mensch! dir Gott.

Erzählverse: Der iambische Trimeter (20)

Gleichsam als Gegenentwurf zu den gestrigen Reimpaaren Bürgers hier Rudolf Borchardts „Tiefe und Höhe II“ – ungereimte Langverse, ernst, schwer, ausdrucksstark:

 

Wo ist mein Sommer? Gib mir Antwort wenn du kannst,
Windharfe, Regenflöte! Trüber süßer Mund,
Gib mir nicht Antwort, wenn du nur solche Antwort weißt.
Mein Sommer liegt im groben Grase eingewühlt,
Ich weiß, die schweren Amseln hüpfen über ihm –
Er spürt es nicht; er drückt sich Mund und Augen zu,
Das stumme Schluchzen schüttert seinen schmalen Leib.

 

Im dritten Vers ist die Bewegungslinie gar nicht so einfach zu finden?! Mir scheint, es gibt mehrere Möglichkeiten … Einfach mal versuchen: Laut sprechen, nachhören! Vielleicht so, dann?!

Gib mir nicht Antwort, wenn du nur solche Antwort weißt.

Der Hebungsprall vorne ist inhaltlich begründbar; die doppelt unbesetzte Senkung hinten lässt sich nicht vermeiden, die Frage ist nur, wo spricht man sie …

Gib mir nicht Antwort, wenn du nur solche Antwort weißt.

Um die Zäsur herum fällt sie wie immer weniger auf! Vorne mit einer anderen Möglichkeit diesmal. Aber auch da gibt es noch andere. Wie gesagt: Versuchen!

Erzählformen: Das Reimpaar (25)

Gedichte in Reimpaaren stehen, zu Recht oder zu Unrecht, in dem Ruf, eher einfach gestrickt zu sein. Gottfried August Bürger konnte, wenn er wollte, auch anders; meist wollte er aber nicht und gab seinen Gedichten bewusst einen volksnahen Ton. Die folgenden Strophen sind der Anfang von „Männerkeuschheit“ – was für ein Titel, auch!

 

Wer nie in schnöder Wollust Schoß
Die Fülle der Gesundheit goss,
Dem steht ein stolzes Wort wohl an,
Das Heldenwort: Ich bin ein Mann!

Denn er gedeiht und sprosst empor
Wie auf der Wies‘ ein schlankes Rohr;
Und lebt und webt, der Gottheit voll,
An Kraft und Schönheit ein Apoll.

 

Wie gesagt: Da kannte Bürger nichts. Und unter den 17(!) Strophen seines Gedichts sind einige, die es noch toller treiben:

 

Sein Auge funkelt dunkelhell
Wie ein kristallner Schattenquell.
Sein Antlitz strahlt wie Morgenrot;
Auf Nas‘ und Stirn herrscht Machtgebot.

 

An der Bedeutung des letzten Verses werde ich noch lange rätseln … Aber auf seine ganz eigene Art macht das Gedicht doch auch Freude; weil Bürger eben ein echter Dichter war und selbst solche wunderlichen Inhalte überzeugend darstellen konnte!