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Bücher zum Vers (39)

Renate Kühn: Das Rosenbaertlein-Experiment. Studien zum Anagramm.

1994 bei Aisthesis erschienen und kein sehr umfangreiches Büchlein; trotzdem steckt sehr viel wissenswertes über das Anagramm drin!

Den Anfang macht unter dem Titel „Writing without Apoll I“ eine allgemeine Einführung in das Anagrammieren, weder auf das Deutsche beschränkt noch auf die Gegenwart, wenn auch mit dem Schwerpunkt dort.

Dann folgt das eigentliche „Rosenbaertlein-Experiment“, in dem die Verfasserin eine Gedichtzeile von Hans Arp, „und schert ihr Rosenbärtlein ab“, in einer leicht abgewandelten Fassung, „und scheert ihr Rosenbaertlein ab“, die schon in den Fünfzigern von Unica Zürn als Grundlage mehrerer Anagramm-Gedichte genutzt worden war, an mehrere Dichter und Dichterinnen geschickt hat, mit der Bitte,  aufgrund dieser Zeile ein eigenes Anagramm-Gedicht zu schreiben.

Der dritte Teil, „Writing without Apoll II: Versuch über das Rosenbaertlein-Experiment“, versucht Kühn zu ergründen, wie die jeweiligen Anagramme entstanden sind; welche Abläufe dabei eine Rolle gespielt haben.

Dabei hilft ihr der Schluss des Bändchens, die „Dokumentation“; hier berichten die Dichter selbst über ihr Vorgehen, oder / und es werden handschriftliche Seiten abgedruckt, auf denen die einzelnen Anagrammier-Schritte nachvollzogen werden können.

Wirklich Schluss ist aber erst nach „Statt eines Nachworts: Anagramm und Stereogramm“.

Insgesamt sehr lohnend! Wer dem Anagramm gewogen ist, sollte bei Gelegenheit unbedingt in diesen Band hineinschauen.

Als Beispiel führe ich noch ein Anagramm-Gedicht Unica Zürns an, bei Kühn zu finden auf Seite 46; von ihr zitiert nach dem ersten Band der Unica-Zürn-Gesamtausgabe, erschienen 1988 bei Brinkmann & Bose, dort zu finden auf der Seite 51.

 

Und scheert ihr Rosenbaertlein ab

Tristan neben Isolde – herber Rauch
irrt ueber das harte Leben. In schon
bleicher Birne aus sternroter Hand
bau’n die Lerchen ihr Nest. Aber rot,
rebenrot schneit es Baldrianruhe.

 

Sehr beeindruckend. Anagramm-Generatoren, wie es sie heute gibt, waren vor bald 60 Jahren nicht verfügbar – spannend zu überlegen, wie sich dadurch die Arbeitsweise verändert, was für neue Möglichkeiten es gibt und wo die Gefahren liegen?!

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Erzählverse: Der Knittel (10)

Einer der bekanntesten und wichtigsten Knittelvers-Schreiber des 16. Jahrhunderts war Hans Sachs, der den Vers zum Beispiel in Fastnachtsspielen gebraucht hat. Als Ricarda Huch 400 Jahre später ihre „Fastnachtspossen“ geschrieben hat, und in denen dann sogar Hans Sachs vorkam, ins Jetzt versetzt: da wundert es nicht, dass diese Stücke im Knittelvers geschrieben sind!

So erklärt zum Beispiel ein Dr. Hugo Zürner Hans Sachs, was es mit Margarine auf sich hat (zu finden in Huchs gesammelten Werken, erschienen bei Kiepenheuer & Witsch, im fünften Band auf Seite 660):

 

ZÜRNER
Man mache halt immer gute Miene,
Dann schmeckt statt Butter auch Margarine!

SACHS
Was ist denn das nun, Zapperlot?!

ZÜRNER
Das ist ein Kunstprodukt der Not.
Die Armen und Ärmsten, denen es kläglich
Und traurig geht, die können ihr täglich
Stück Brot mit Butter und Schmalz nicht bestreichen!
Um diesen Notstand auszugleichen,
Bemühten sich kluge Köpfe unsäglich,
Bis man ein Surrogat erfand –
Nun hat ein Ende der Übelstand.
Man wollt es färben grün oder rot,
Um Kunst und Natur zu unterscheiden;
Doch was hilft Schminke der blassen Not?
Drum wollens die Volksvertreter nicht leiden,
Dass die Chemie die Nahrung bedroht.
Zwar hab ich das chemische Wort nicht behalten,
Auf deutsch wars ungefähr so gestalten:
Vereklioschmieripfuideibelloid –
Misübelschlimmkotzidulbrechoperfid.
Wär solch ein Vorgehn nicht sehr herb?
Das wär doch unlaut’rer Fettbewerb!

 

Das wird hintenraus nun ziemlich albern, mit dem Wortspiel des Schlussverses und allem; aber das ist einer Fastnachtsposse ja durchaus am Platze. Die Verse jedenfalls bewegen sich überzeugend meinem Ohr nach; man findet die Bewegungslinie ohne Schwierigkeit, und der Vortrag hat dann Schwung und macht Spaß. – Einfach selbst versuchen! Die Ein-Vers-Wörter kann man da ja als sportliche Herausforderung nehmen; oder einfach weglassen.

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Ohne Titel

Zwischen zwei sehr alten Stühlen
Liegen, Staubes voll! die Knochen
Eines Menschen, der ein Sprichwort
Schuf und so unsterblich wurde.

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Erzählverse: Der Hexameter (55)

Johann Jacob Bodmers „Der Schwester Rache“

Johann Jacob Bodmer war ein für die Literaturgeschichte Deutschlands wichtiger Mann, der in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch seine Ansichten zur Poetik viel bewirkt hat. Aber auch darüber hinaus hat er vieles geleistet; 1755 entdeckte er zum Beispiel das Nibelungenlied wieder, das er dann 1757 herausgab. 1767 veröffentlichte er „Der Schwester Rache“ – eine Übertragung der letzten zwölf Aventiuren des Nibelungenlieds in vier in Hexametern geschriebene Gesänge! Eine seltsame idee … Aber natürlich war der Hexameter nach dem aufsehenerregenden Erfolg von Klostocks „Messias“ so etwas wie „der Vers des Tages“, und zum anderen natürlich auch der Vers der homerischen Heldenepen, was ihn zu einem naheliegenden Bewerber machte, wollte man das alte deutsche Heldengedicht in moderner Sprache neu erzählen.

Bodmer war nun ein guter Philologe und ein bedeutender Literat – ein Dichter aber war er nicht. Im Gegensatz zu Klopstock, der etwas zu sagen hatte und dabei über die dafür nötige dichterische Gewalt verfügte, hatte Bodmer in seinen Dichtungen deutlich weniger zu bieten. Wer da einen Eindruck gewinnen möchte, vergleiche bitte Klopstocks „Messias“ mit Bodmers „Noah“!

Die Hexameter-Fassung des Nibelungenlieds war, so gesehen, eine gute Idee Bodmers. Johann Crüger schreibt dazu:

Die alte heldenhafte Fabel in dem Gewande der klopstockischen Modepoesie! Stil und einzelne Wendungen Klopstock nachgeahmt; aber im ganzen ist auf das Original pietätvolle Rücksicht genommen; seine Züge sind sehr wohl auch hinter dem seltsamen Äußeren erkennbar. Ja, diese Mittelstellung zwischen Übersetzung und freier Umgestaltung hat ihre großen Vorteile: zu letzterer hätte Bodmern die poetische Kraft gefehlt; zu ersterer eine ganz genaue Kenntnis des Mittelhochdeutschen.

In jedem Fall hat diese Fassung dann geholfen, das Nibelungenlied bekannter zu machen.

Aber wie klingen denn nun Bodmers Verse? Ich zeige das an einem der letzten ruhigen Augenblick vor Beginn der blutigen Metzelei: Der „Spielmann“ Volker hält zusammen mit Hagen Wache und spielt für die in der Halle versammelten Burgunden.

 

Volker doch lehnte den Schild an die Wand und holte die Fiedel.
Saß dann unter der Tür auf dem Stein, nie hatte die Sonne
Einen kühnern Spielmann beschienen. Die süßesten Töne
Klangen vom Ende des Saals zu dem Saitenspieler zurücke.
Groß war des Spielmanns Kunst und groß sein Mut. Mit dem Wohlklang
Wiegt‘ er die Sorgen ein: die Herren und Ritter entschliefen.
Als er das sah, so nahm er wieder den Schild von der Wand auf.

 

Mein Eindruck ist der einer gewissen Kurzatmigkeit. Die Verse leisten weniger, als sie eigentlich könnten. Auch die Zäsuren sind oft schwach und bilden den Vers nicht. Aber natürlich war Bodmer hier nicht ganz frei, und wenn man seine Hexameter mit dem ursprünglichen Versen vergleicht, hört man Anklänge, die Bodmers Hexameter dann in einem anderen Licht erscheinen lassen.

Behält man die ursprüngliche Versform bei, klingen die entsprechenden Verse übersetzt (Simrock) so:

 

Volker der schnelle     lehnte von der Hand
Seinen Schild den guten     an des Saales Wand.
Dann wandt‘ er sich zurücke,     wo seine Geige war,
Und diente seinen Freunden;     es ziemt‘ ihm also fürwahr.

Unter des Hauses Türe     setzt‘ er sich auf den Stein.
Kühnrer Fiedelspieler     mochte nimmer sein.
Als der Saiten Tönen     ihm so hold erklang,
Die stolzen Heimatlosen,     die sagten Volkern den Dank.

Da tönten seine Saiten,     dass all das Haus erscholl;
Seine Kraft und sein Geschicke,     die waren beide voll.
Süßer und sanfter     zu geigen hub er an:
So spielt‘ er in den Schlummer     gar manchen sorgenden Mann.

Da sie entschlafen waren,     und Volker das befand,
Da nahm der Degen wieder     den Schild an die Hand
Und ging aus dem Hause     vor die Türe stehn,
Seine Freunde zu behüten     vor denen in Kriemhilds Lehn.

 

Man bekommt eine Ahnung, woher Bodmers Hexameter ihren ganz besonderen Klang haben?! Insgesamt jedenfalls ein wunderliches Stück deutscher Literatur.

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Erzählverse: Der Blankvers (37)

Eine der für mich bemerkenswertesten Eigenschaften des Blankverses ist seine uneingeschränkte Tauglichkeit für das Gelegenheits- oder Anlassgedicht. Gleichgültig, ob es die Geburt eines Thronfolgers zu feiern gilt, die Eröffnung eines Theaters, den zweihundersten Geburtstag eines Tonsetzers, was auch immer: Der Blankvers begleitet es, und er sieht dabei gut aus – vernehmbar gestaltete Sprache, die aber doch nicht dem, worum es eigentlich geht, im Weg steht. Ein Beispiel von Alfred von Berger, der Anfang eines längeren Textes:

 

Festgedicht
Zur Feier der Grundsteinlegung des Raimund-Denkmals am 1. Juni 1890

Ein alter Lindenbaum, in dessen Schatten
Die Vögel singen und die Arbeit rastet,
Die Kinder spielen und die Liebe flüstert -,
Das wär das rechte Denkmal für den Raimund!
Denn einem Baum gleich sog er seine Kraft
Mit tausend Wurzeln aus der Heimaterde,
Und, einem Baum gleich, bot er einst dem Volk
Mit seinen tausend Ästen Schirm und Schatten;
Er war ein Stück der Scholle, die ihn nährte,
Ein Teil des Volkes, dessen Kind er war,
Und Volk und Heimat hat in ihm gedichtet.

 
Nun war Alfred von Berger kein großer Dichter, aber einen sicheren Vers schrieb er schon; und das reicht schon im Falle dieser Blankverse, um das inhaltlich sich arg auf bekanntes stützende formal aus der Alltagssprache herauszunehmen und zu etwas besonderem zu machen; etwas, bei dem man hinhört.

„Gesprochen von Josef Lewinsky“, steht noch vor dem ersten Vers in der von Berger-Ausgabe … Auch ein Hinweis auf die Anlass-Gebundenheit des Textes!? (Von Lewinsky gibt es schon Tonaufnahmen, zum Beispiel Die drei Zigeuner aus dem Jahre 1901; da wird man schon neugierig, wie die obigen Blankverse bei ihm geklungen haben …)

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Erzählverse: Der Knittel (9)

Der Knittelvers, wie man ihn heute im allgemeinen im Ohr hat, ist noch gar nicht so alt – es ist der Knittelvers Goethes, Schillers, dann Fontanes …

Eigentlich ist der Vers aber schon viel älter; er verkam nur immer mehr, bis er schließlich durch die sich durchsetzenden Ansichten Martin Opitz‘ im 17. Jahrhundert für eine Weile ganz aus der „Hochdichtung“ verschwand; Mitte des 18. Jahrhunderts war er dann wieder da, wenn auch in leicht abgewandelter Form.

Wie haben diese älteren Verse geklungen? Dafür kann man in „Des Knaben Wunderhorn“, einer Sammlung alter deutscher Lieder, herausgegeben von Achim von Armin und Clemens Brentano; zum ersten Mal erscheinen 1805. Da sollte auch heute noch jeder reinschauen, eigentlich; eine wahre Fundgrube!

Die folgenden Verse stammen aus „Moritz von Sachsen“, als Quelle geben Arnim und Brentano „Die Geschichten und ritterlichen Taten Moritz Herzog zu Sachsen, durch Leonhardt Reutter, 1553, Flugschrift“.

Inhaltlich geht es um ein unruhiges „Ich“, das schließlich in Schlaf fällt und einen Traum hat:

 

Da sah ich erst ein traurig Heer,
Wenig Volk, viel Fähnlein dabei,
Die waren von Farben mancherlei,
Waren zerrissen und zerplundert,
In meinem Traume es mich sehr wundert,
Was doch das all bedeuten tät?
Funfzehn schwarze Fähnlein man hätt,
Die trug man um ein Leich herum,
Ich erschrak sehr, und sah mich um,
Da sah ich ein Haufen in schwarzem Kleid,
Die trugen allesamt groß Leid,
Und wollten auch mitgehn zu Grab.
Nach der Leich, da ritt ein Knab,
Der hatt einen schwarzen Harnisch an,
Däucht mich es war ein Edelmann,
In der Hand hatt‘ er ein bloßes Schwert,
Die Spitze kehrt‘ er zu der Erd,
Und saß so gewaltig verdrossen,
Auch war der Harnisch durchschossen,
Hinten unter dem Gürtel ’nein,
Ich dacht, wes‘ mag die Leiche sein?

 

Es ist die Leiche des besagten Moritz von Sachsen, der am 11. Juli 1553 an einer in der Schlacht erhaltenen Wunde gestorben war. „Tagesaktuell“, dieses Flugblatt. Sozusagen.

Die Verse klingen zwar deutlich anders als die der späteren Verfasser, haben aber doch die kennzeichnenden Eigenschaften aller Knittelverse; im besonderen die Beweglichkeit der vier betonten und herausgehobenen Silben. Ein Beispielvers: „Ich erschrak sehr, und sah mich um,“ Möglich wäre diese Anordnung:

Ich erschrak sehr, und sah mich um,

– Aber so ganz gerecht scheint sie dem Inhalt des Verses nicht zu werden?! Also doch eher so:

Ich erschrak sehr, und sah mich um,

Wenn das auch einem Ohr, das eher an das „Auf und Ab“ gewöhnt ist, etwas seltsam klingen mag. Aber beim Knittelvers liegt man eben eher richtig, wenn man sich, so weit es geht, am Sinn ausrichtet beim Ermitteln der Bewegungslinie!

Bemerkenswert noch dieses Vers- und Reimpaar:

Und saß so gewaltig verdrossen,
Auch war der Harnisch durchschossen,

– Da wird es schwierig, vier betonte Silben unterzubringen?! Im ersten ginge es noch (neben den drei sicheren Betonungen das „so“), aber im zweiten? Hm … Dann wohl doch besser als Dreiheber lesen; ausnahmsweise.

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Die Bewegungsschule (31)

Die fünfsilbige Einheit „TAM ta ta TAM ta“ hat einen sehr nahen Verwandten, der für sie vorkommen kann sowohl am Ende eines Hexameters als auch am Ende einer sapphischen Strophe:

TAM ta ta TAM TAM“, oder sogar, aber seltener „TAM ta ta TAM TAM„!

– Also eine schwere bis sehr schwere Silbe, die als Schlussilbe das „ta“ der eigentlichen Einheit vertritt. In der im letzten Eintrag der Bewegungsschule gezeigten Ode Weinhebers war davon nichts zu hören; in der folgenden Ode von August von Platen schon!

 

Aus einem Chor des Sophokles

Nicht gezeugt sein, wäre das beste Schicksal,
Oder doch früh sterben in zarter Kindheit:
Wächst zum Jüngling einer empor, verfolgt ihn
Üppige Torheit,

Während Missgunst, Streit und Gefahr und Hass ihm
Quälend nahn; reift vollends hinan zum Greis er,
Jede Schmach muss dulden er dann, vereinzelt
Stehend und kraftlos.

Stets umdroht uns Flutengedräng und schleudert
Hart an steilabfallenden Klippenstrand uns,
Mag der Süd nun peitschen die Woge, mag sie
Schwellen der Nordsturm.

 

In den ersten beiden Strophen ist die Schluss-Silbe etwas schwerer als zum Beispiel ein „-en“, aber so viel nun auch wieder nicht: „Tor-heit„, „kraft-los„. In der dritten Strophe hingegen ist die Schluss-Silbe sehr schwer: „Nord-sturm„! Dadurch bekommt der Kurzvers einen leicht, aber doch vernehmlich anderen  Klang, wie an anderen Beispielen aus Platens Oden nochhörbar ist:

„Schöpfer dem Schauplatz“, „Körnigem Tiefsinn“, „Weder an Allmacht“, „Staunend emporklimmt“, „Wänden hinabrollt“, „Lange dahin scheint“, „Düsteres Blachfeld“, „Oder der Lorbeer“, „Alles so tief liegt“, „Knaben des Landvolks“, „Schlingen der Weinstock“, „Brandungen Ankunft“,   „Lehre der Schwimmkunst“, Nackende Felsbrust“, „Römergewalt schuf“, „Sieh des Vesuvs Rauch!“

Wobei das letzte Beispiel, „Sieh des Vesuvs Rauch!“,  sogar das seltenere „TAM ta ta TAM TAM“ ist?!

Dieser Austausch des „ta“ gegen ein „TAM“ spielt übrigens auch in den ersten drei Versen der Strophe eine wichtige Rolle – jedenfalls bei Platen; andere haben das anders gehalten. Ganz regelmäßig sieht  einer der drei längeren Vers so aus:

TAM ta TAM ta TAM ta ta TAM ta TAM ta

– Das ist eine ein wenig eintönige Bewegung, erst recht, ertönt sie dreimal hintereinander! Platen wirkt dem entgegen, indem er – nicht immer, aber häufig  – das zweite „ta“ gegen ein „TAM“ ersetzt:

TAM ta TAM TAM TAM ta ta TAM ta TAM ta

Dadurch ändert sich die Bewegung des Verses sehr vernehmlich, staut sich doch jetzt durch das „TAM TAM TAM“ der Silben 3-5 die Bewegung, um dann mit dem „ta ta“ der Silben 6-7 plötzlich schnell und leicht zu werden! Zwei Beispielverse aus der oben angeführten Ode:

Während Missgunst, Streit und Gefahr und Hass ihm
Quälend nahn; reift vollends hinan zum Greis er,

– Rot ist die Stauung, der Verhalt, Orange die Lösung, das Laufenlassen. Es gibt in den drei Strophen noch mehr Beispiele – wer mag, kannn ja einmal auf die Suche gehen!