August Gottlob Eberhards „Hannchen und die Küchlein“ ist einer der kitschigsten Hexameter-Texte überhaupt; eine Probe gibt es hier beim Verserzähler unter (84) zu lesen! Trotzdem lese ich den zeimlich langen Text immer mal wieder, denn einmal pflegt Erberhard einen eigenen Hexameter, den sich vertraut zu machen lohnt (wenn er auch nicht ohne Schwächen ist); und zum anderen gibt es eben doch Einzelheiten, die aufhorchen lassen; wenige Verse nur, hier und da, die genau hinschauen und anregend beschreiben. Darunter zählt für mich die folgende Beschreibung der Küken:
Froh nun wurden zuerst in den Töpfen betrachtet die Küchlein,
Wärmung suchend und gebend, das eine gedrängt an das andre;
Manche gesenkt zum Schlummer den Kopf und geschlossen die Augen,
Aber allmählich erweckt vom laut-unruhigen Nachbar,
Plötzlich die piependen Schnäbel, die Köpfe, die Häls‘ aus den Federn
Reckend und streckend im bunten Gewühl; bald dieses, bald jenes
Hob sich erhebend im Kampf, und wieder in Federn versinkend –
Schmerzlos aber der Kampf, und der Zwist gleich wieder vergessen –
Wie sich die Wellen im See jetzt ein‘ um die andere heben,
Jetzt sie, alle versöhnt, ganz sanft ineinander verfließen.
Das trägt! Und einige Vers-Besonderheiten sind auch drin, zum Beispiel das sperrige „laut-un- / ruh-„, in dem sich Form und Inhalt auf schöne Weise ergänzen und bereichern.