Schachprobleme (1)

„Schachprobleme“ meint hier: Eigene Schachprobleme, selbst ausgedachte. Das ist etwas, auf das ich in jungen Jahren verfallen war; und irgendwann habe ich mich getraut, den Leiter einer Schachspalte – den damals schon über achtzigjährigen Hans Klüver, der die Problemecke des „Stern“ betreute – anzuschreiben und ihm einige dieser Probleme zu schicken. Und siehe da: Eines davon erschien, in einem Akt der Nachwuchsförderung, am 5. April 1984 im „Stern“!

[fen]2N5/1r1n4/p4q2/P1kp3r/QN1Rp3/P3P3/2K1B2n/6B1 w KQkq – 0 6[/fen]

Matt in zwei Zügen

Die Lösung ist schnell gefunden: 1.Kb2 fesselt zwar eigene Figuren, den Sb4 und den Td4, droht dafür aber 2.Dc2#. Dagegen hat Schwarz zwei Verteidigungen: 1. … Sb6, was aber den Sb4 wieder zugfähig macht und außerdem der Df6 den Blick nach a6 verstellt, wodurch 2.Sxa6# möglich wird; und 1. … Se5, was nun wiederum den Td4 wieder zugfähig macht und dem Th5 den Blick nach d5 verstellt; 2.Txd5# ist die Folge. Ob dieser Gehalt den betriebenen Aufwand rechtfertigt, lasse ich besser offen; aber immerhin, ein gewisser Wille zur Gestaltung ist erkennbar; und ein junger Mensch war damals sehr stolz darauf, „in der Zeitung zu stehen“!

Die Uz-Strophe (21)

Nach der nur noch zum „Uz-Versraum“ gehörenden Schweifreim-Strophe des letzten Beitrags hier eine Strophe „vom anderen Ende des Spektrums“. Die Uz-Strophe ist ja nicht vom Himmel gefallen, sondern hat sich in Hinsicht sowohl auf die Vers- als auch die Strophenform aus schon vorhandenen Formen entwickelt. Eine Reimstrophe aus jambischen Sechshebern (was damals gleichbedeutend mit „Alexandriner“ war) und Vierhebern im Wechsel war schon in regem Gebrauch – Uz‘ Zeitgenosse Gotthold Ephraim Lessing benutzt sie zum Beispiel epigrammatisch:

Auf den Hablador

Habladors Mund, Utin, ist dir ein Mund zum Küssen?
Wie er spricht, spricht dir niemand nicht? –
Wie sollte so ein Mann auch nicht zu sprechen wissen?
Er tut ja nichts, als dass er spricht.

Von dort aus führt ein gerader Weg zur Uz-Strophe – ihr „Erfinder“ hat den Reim verworfen und den Schluss der (Halb-)Verse nicht klanglich, sondern rhythmisch durch die Ersetzung von Jamben durch Anapäste gekennzeichnet; und fertig.

Steckt man die Nadel bei dieser Strophe ein, und betrachtet deren „Strophenraum“, die Umgebung; dann gehört dazu einmal die Uz-Strophe, aber, näher an der Nadel, auch dieses Epigramm von Christian Wernicke, ein Dichter zwei Generationen vor Uz und Lessing:

Physik und Ethik

Erforsche, wie die Welt, also auch dein Gemüte,
Und sei gelehrt und tugendhaft;
Die Güte der Natur zeig‘ in der Wissenschaft,
Im Wohltun die Natur der Güte.

Geschickt gemacht! Aber von der Form her fällt sicherlich der „Ungleichgang“ von Vers- und Reimwechsel auf. Auch das war eine nicht nur einmal genutzte Strophe, und sie ist eine Anregung für das, was, übertragen, im „Strophenraum Uz-Strophe“ möglich ist.

Die Uz-Strophe (20)

Die Zeit der Uz-Strophe fiel zusammen mit einem großen Interesse an Horaz; kein Wunder also, dass dessen Oden auch in die Uz-Strophe übertragen wurden! Hier die 23. Ode des ersten Buchs, im Original aus asklepiadeischen Strophen bestehend, in dieser Form, gestaltet von Nikolaus Dietrich Giseke:

Was fliehst du, Chloe, vor mir, gleich einem flüchtigen Rehe,
Das unwegsame Gebirge durchstreift,
Auf Wegen, die es nicht kennt, die bange Mutter zu suchen,
Und vor den friedlichen Büschen erschrickt?

So oft, vom Weste bewegt, die zarten Blätter nur rauschen,
So oft ein Eidechs die Stauden durchschlüpft:
So klopft sein furchtsames Herz, und seine zitternden Läufe
Fliehn schneller durch den gefürchteten Wald.

Und doch verfolg‘ ich dich nicht wie ein getulischer Löwe,
Der seine Beute blutgierig erwürgt.
Hör‘ auf, o Chloe, hör‘ auf, der Mutter länger zu folgen,
Und einen bessern Begleiter zu fliehn!

Das gefällt mir gut – von der Form her muss man allerdings nicht viel anmerken: Es sind drei sehr regelmäßig gebaute Uz-Strophen. Ich benutze diese Übertragung Gisekes daher nur als Gegenbild zu einer Übertragung von Christian Felix Weiße:

Du fliehst mich, Chloe! du fliehst gleich einem schüchternen Reh,
Das auf der unwegsamen Höh‘
Die scheue Mutter sucht:
Das kleinste Säuseln der Weste,
Das Rauschen der buschichten Äste
Jagt es in ewiger Flucht.

Es steht und schauert, wenn sich ein Blatt vom Winde bewegt,
Ein Strauch die weiche Seit‘ ihm schlägt,
Und fühlt nicht seinen Schmerz:
Es steht, es fliehet, steht wieder
Und schauet; ihm beben die Glieder,
Ihm klopft das ängstliche Herz.

Und doch verfolget dich nicht ein räubrisch reißendes Tier,
Nicht Löw‘ und Tiger folgen dir,
Die dich zu würgen glühn.
Hör auf mit schüchternen Blicken,
Reif für der Umarmung Entzücken,
Stets nach der Mutter zu fliehn.

Das ist eine höchst eigenartige Schweifreimstrophe:

◡ —, ◡ —, ◡ ◡ — | ◡ —, ◡ —, ◡ ◡ —
◡ —, ◡ —, ◡ —, ◡ —
◡ —, ◡ —, ◡ —
◡ —, ◡ —, ◡ ◡ —, ◡
◡ —, ◡ ◡ —, ◡ ◡ —, ◡
◡ —, ◡ —, ◡ ◡ —

Wer sie laut liest, stellt fest: Sie ist klug gebaut, die Art, wie die Bewegung sich staut und wieder befreit, ist sehr ansprechend! Ich stelle sie hier aber vor allem ein, weil sie zeigt, welcher Art der „Versraum Uz-Strophe“ ist – V1 ist ein männlich-betont schließender großer Uz, V4, V5, V6 sind „Uz-Halbverse“! Dazu treten noch zwei rein jambische Verse, die aber ohnehin mit „Uz-Versen“ beliebig mischbar sind.

Die Uz-Strophe (19)

Bisher habe ich meist einzelne Strophen vorgestellt; das wird den Gedichten der Zeit um 1750 allerdings nicht wirklich gerecht, da die doch vergleichsweise umfangreich sind. Heute daher von Johann Jakob Dusch sein „Zum Beschluss des 1756sten Jahres“ – ein Dutzend Strophen, was ungefähr dem Durchschnitt entsprechen dürfte.

Es ist ein wenig eine Chronik; Erst wird noch einmal das Erdbeben und der Tsunami von Lissabon (1.11.1755) verhandelt, dann die Elbe-Sturmflut vom 7.10.1756; und nicht zu vergessen der siebenjährige Krieg, dessen Kampfhandlungen im Frühsommer 1756 einsetzten.

Formal sind es gereimte Uz-Strophen, die einige Abweichungen aufweisen; aber für mein Gefühl nicht zuviel für einen Text dieser Länge.

Genug, ach Vater! genug hast du Europa verheeret,
Und ihre schüchternen Völker geschreckt;
Genug die Fürsten gebeugt, und ihre Städte zerstöret,
Und ihre Straßen mit Leichen gedeckt!

Noch tritt der blutende Waise, mit schwachen zitternden Füßen,
Des Tagus gebeinvolles Ufer, und weint.
Auf Trümmern wandelt er da von Schlössern, nun niedergerissen,
Ein weites Begräbnis, das Tausend vereint.

Ach wo? Wo war da ein Schutz, als auf der Schrecknisse Flügel
Dein ernster Engel den Erdenkreis schlug;
Und in die Täler hinab, und auf die taumelnden Hügel
Die Wellen sich rissen, der Boden nicht trug?

Das Weltmeer ängstete sich, und floh, und kehrte dann wieder,
Und donnert an die Gestade hinauf.
Die Städte sanken, und Gipfel von Bergen stürzten sich nieder,
Und häuften Hügel, ein Grabmal, darauf.

Uns schlugst du später. Wir sahn den Himmel mit Stürmen umzogen,
Und seine Plejaden Verwüstungen dräun.
Die Elbe wallte empor, und stürmte mit donnernden Wogen
Die langen, gigantischen Vormauern ein.

Im Sturm arbeitete sie, und warf, wie tanzende Bälle,
Die Schiff‘, und streute die Trümmer umher.
Der Landmann flohe mit Zittern die hinter ihm brausende Welle,
Und wo er pflügte, da wurde nun Meer.

Der Herbst ersäufet in Fluren und Gärten; sein Antlitz zu zeigen,
Sah kaum aus Wassergefilden hervor
Der Obstbaum, spiegelte sich, und hielt auf trächtigen Zweigen
Die güldene Frucht aus der Welle empor.

Und nun! – O heiliger Lenz, was wird Europa erfahren,
Eh‘ deine Gefilde noch einmal verblühn!
Ich sehe den schrecklichen Krieg, von Waffen tönende Scharen,
Zwo Welten, aus allen Gegenden ziehn!

So lagert sich um die Gebirge ein drohendes Wetter zusammen,
Wird reif, und reißt sich in Täler hinab,
Und schwärzet bange Gefilde, und schüttet Hagel und Flammen,
Und eine weite Verwüstung herab.

Der Greis erzählt einst den Zwist den Enkeln, die ruhiger leben,
Der ihrer Väter Schwerter gewetzt.
Die dünne Nachwelt wird dann den Bußtag feiern, und beben,
Der drei Weltteile in Aufruhr versetzt.

Wo ist der Retter? Zu wem soll der Geängstete fliehen,
Auf den die Geißel der Züchtigung fällt?
Vor wem der heilige Priester am rauchenden Altare knien,
Als vor dem mächtigen Vater der Welt?

O schau doch gnädig herab, dass die Gewitter verziehen!
Entreiß die blinkenden Schwerter der Hand!
Es müsse der schwangere Lenz auf ruhigen Fluren verblühen;
Und Eintracht führe die Pflugschar durchs Land!

Die Uz-Strophe (18)

Es wird schon aufgefallen sein: Der „große Uz“ hat starke Ähnlichkeit mit dem Hexameter! In der Tat gibt es Fälle, in denen ein und derselbe Vers einmal als großer Uz und einmal als Hexameter gelesen werden kann. Dafür muss der rhythmisch wesentlich möglichkeitsreichere Hexameter eine bestimmte Form haben: Der erste Fuss muss dreisilbig sein mit drei einsilbigen Wörtern, von denen die ersten beiden in etwa gleich „gewichtig“ sind; und die Zäsur muss nach der Hebung im dritten Fuß liegen. Als Beispiel ein Distichon aus Hölderlins „Stuttgard“:

Bis an die Grenzen des Lands, wo mir den lieben Geburtsort
Und die Insel des Stroms blaues Gewässer umfließt.

Diese beiden Verse fügten, problemlos!,

Wie dieses Beispiel euch zeigt, sich einer „Strophe nach Uz“ ein
(Der zweite Vers ist ein wenig verkürzt):
Bis an die Grenzen des Lands, wo mir den lieben Geburtsort
Des Stromes blaues Gewässer umfließt.

– Im Distichon ist die erste Silbe („bis“) betont, in der Uz-Strophe die zweite („an“)!

Andersherum geht es genauso – aus Zachariä, „An den Harz“:

O Gegend, schrecklich und rau, wo melancholische Berge
Mit starrem Haupt die Gewitter durchschaun;
Wo um den drohenden Fels die werdenden Donner sich sammeln,
Und jede Wolke zum Regenguss wird;

Ließe man den Ort,

Wo um den drohenden Fels die werdenden Donner sich sammeln,
Dieses Distichon sein: niemandem fiele es auf!

Wem diese Nähe klargeworden ist, wundert sich nicht, dass der große Uz – besonders die etwas freieren Abwandlungen – häufig als „Auftaktiger Hexameter“ bezeichnet wird; aber ich denke, es ergibt mehr Sinn, ihn vom Alexandriner aus zu denken.

Die Uz-Strophe (17)

Nach vielen verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten hier einmal eine Zusammenfassung; der formale Kern der Strophe, wenn man so will, zur Vergewisserung auch und nicht zuletzt beim eigenen Schaffen in der Strophe!

Die Uz-Strophe

X = betont, x = unbetont, || = Verseinschnitt, Zäsur.

x X / x (x) X / x x X || x X / x (x) X / x x X / x
x X / x (x) X / x x X / x x X
x X / x (x) X / x x X || x X / x (x) X / x x X / x
x X / x (x) X / x x X / x x X

– V1 und V3 bestehen aus zwei Jamben (x X) und einem Anapäst (x x X), dem Verseinschnitt, und noch einmal zwei Jamben und einem Anapäst, dem noch eine unbetonte Silbe folgt.

– Der Verseinschnitt kann dabei mit einem Satz- / Sinneinschnitt übereinstimmen, muss das aber nicht; er wird allerdings immer durch ein Wortende angezeigt. Zusätzliche Satzeinschnitte an anderen Stellen des Verses sind in beliebiger Menge möglich.

– Im zweiten und im fünften Versfuß kann der Jambus gelegentlich durch einen Anapäst ersetzt werden.

– V2 und V4 bestehen aus zwei Jamben und zwei Anapästen. Es gibt keinen festen Verseinschnitt; im zweiten Versfuß kann der Jambus gelegentlich durch einen Anapäst ersetzt werden.

– „Gelegentlich ersetzen“ meint: nicht in der Mehrzahl der Verse oder gar ausschließlich, das wäre eine eng verwandte, aber andere Strophe.

– Als metrische Lizenzen, also Möglichkeiten, die eigentlich nicht zur Strophe gehören, aber in seltenen Ausnahmefällen benutzt werden können, zählen:

— In V1, V3 das Ersetzen des Jambus im vierten Fuß durch einen Anapäst, und die damit verbundene Verschiebung des Verseinschnitts um eine Silbe nach hinten:

x X / x (x) X / x x X / x || x X / x (x) X / x x X / x

— In V2, V4 das Tauschen des zweiten (jambischen) mit dem dritten (anapästischen) Versfuß:

x X / x x X / x X / x x X

– Die Uz-Strophe verzichtet für gewöhnlich auf den Reim, kann aber ohne Nachteil auch gereimt werden. Sie ist in erster Linie als Odenstrophe gebraucht worden.

Die Uz-Strophe (16)

Auch prosimetrisch, also in Mischformen aus Prosa und Vers, ist die Uz-Strophe benutzt worden. Es gibt zum Beispiel einen Ostern 1748 geschriebenen Brief von Johann Jakob Bodmer an Samuel Gotthold Lange, in dem Bodmer immer wieder aus der Prosa in den Vers wechselt und wieder zurück – und „Vers“ meint da: Verspaare aus großem und kleinem Uz! Ein Ausschnitt („Scribent“ = „Verfasser“):

Mir gibt die Schrift auch des jüngsten Scribenten zu viel Freude, als dass ich ihn, statt ihm zu danken, beneiden könnte. Ich halte vielmehr den für meinen Freund, der so geschickt für mein Vergnügen sorgt. Daher habe ich Jünglinge von zwanzig Jahren zu Freunden. Die Muse ist ein Mädchen von unsterblicher Jugend, und schickt sich für Jünglinge!

Mir ist das fünfzigste Jahr schon auf den Nacken gesessen,
Und hat mir den Frost in die Adern gejagt.
Schon seh‘ ich am Ende der Bahn mein Ziel im Nähern sich größern,
Ich seh’s und eile mit eifrigerm Schritt;
Denn jenseits öffnet sich mir ein Land voll himmlischen Segens,
Ein Paradies von Geruch und von Licht.
In Hochzeitlauben ruhn dort, ach dort! ruhn meine Geliebten,
Und der, um den ich so lange geweint!
Sie warten sehnlich auf mich; denn in dem Schoße der Wonne
Scheint ohne mich ihre Wonne nicht ganz!

Was den Reim anlanget, so schreibt mir der Herr von Hagedorn, er glaube nicht, dass ein guter Vers ohne Reim einen wesentlichen Vorzug vor einem guten gereimten habe. Er sagt auch, nicht mehr zu reimen sei eben keine Pflicht.

Die Uz-Strophe (15)

Der Reiz der Uz-Strophe ist auch, gerade und besonders, die Vielfalt in der Anwendung. Johann Adolph Schlegel, um wieder ein Beispiel zu geben, benutzt in seiner Nachdichtung des 136. Psalms Zehnzeiler aus vierhebigen Jamben, zwischen die jeweils eine strenge, gereimte Uz-Strophe tritt, einem Chor (!) zugeordnet, in der immer der gleiche Inhalt leicht abgeändert wiederholt wird. Ein kurzer Ausschnitt:

Du schufst, dem Tage vorzustehen,
Die Sonne, deren Licht erquickt,
Das sie aus ungeheuren Höhen
Zu uns in Augenblicken schickt.
Wer freut sich nicht, wenn ihre Strahlen
Die Welt mit Farben übermalen,
Bis der Regent der Nacht erscheint;
Bis sich ihr Licht im Monde spiegelt,
Durch den es wieder neubeflügelt
Mit unsern Schatten sich vereint?

Chor
Du schenkst der Erde das Licht. Nur dich, dich wollen wir lieben.
Ist nicht dich lieben die seligste Pflicht?
Auch wenn die Sonne verlischt und Mond und Sterne zerstieben,
Wankt doch die Liebe des Gütigen nicht.

Du hilfst. Ägypten hat’s erfahren,
Da du die Erstgeburten schlugst,
Und selber, mitten durch Gefahren,
Dein Volk auf deinen Händen trugst.
Dein Engel kömmt. Die Stolzen zagen.
Er kömmt. Mit Leichen und mit Klagen
Füllt er Ägyptens Häuser an.
Der, der dein Volk nicht lassen wollte,
Bat itzt, dass es doch eilen sollte.
Es eilt, und du ziehst selbst voran.

Chor
Dich, Gott, der Seufzenden Schutz, nur dich, dich wollen wir lieben.
Ist nicht dich lieben die seligste Pflicht?
Wenn schon zur Zeit der Gefahr kein Trost uns übrig geblieben,
So wankt die Güte des Retters doch nicht.

Ein Aufbau, an den ich mein Leben nicht gedacht hätte; und der, sobald man ihn gesehen hat, trotzdem sofort einleuchtet und vollkommen überzeugend wirkt.

Die Uz-Strophe (14)

Wieder auf andere Art abgewandelt hat die Form Johann Ludwig Huber in „Noch ein grämliches Festungslied“ (Huber hatte seinen Herzog an einem Rechtsbruch gehindert und musste dafür ein halbes Jahr lang in „Festungshaft“). Sechs Verse:

Entreißen will ich mein Unglück und Leid dem sarkastischen Lächeln
Der Bosheit, die mit Tränen spielt.
Die Welt soll durch mein Herz und nicht durch mimische Künste
Mein Angesicht erheitert sehn!
Kein Schicksal wird leichter durch Tränen: sie wären sonst reichlich zu weinen,
Und schätzbarer als alles Gold.

Was fällt auf?

– Der Text baut sich nicht strophisch auf, sondern reiht Verspaare aus Sechs- und Vierhebern.

– Der „große Uz“ ist sehr frei gebaut: Die weibliche Zäsur ist häufig (V1, V5), mancher Halbvers hat gar keine doppelt besetzte Senkung (V3), mancher hat zwei (V1, V5).

– Der Vierheber ist durchgängig iambisch: ◡ —, ◡ —, ◡ —, ◡ —.